Brüggen Brüggen feiert Samba-Party in Orange

Brüggen · Für die Aktion "WDR 2 für eine Stadt" hatte sich die Burggemeinde mächtig ins Zeug gelegt. Am Ende reichte es nicht, den bisherigen Spitzenreiter Kleve zu übertrumpfen. Doch die Brüggener machten den Tag gestern zu ihrem Tag.

Nie zuvor dürfte man in Brüggen so in Sorge gewesen sein, dass zu wenig Niederländer da sind. Denn normalerweise freuen sich die Händler und Gastronomen in der Burggemeinde über viele Ausflügler aus dem Nachbarland - doch gestern ging tatsächlich die Angst um, es würden zu wenige kommen.

Der Radiosender WDR 2 hatte den Brüggenern eine Aufgabe gestellt: Sie sollten es schaffen, 22 Niederländer in den Trikots der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft auf dem Kreuzherrenplatz zu versammeln, die Andreas Bouranis Hit "Auf uns" singen - nur umgedichtet mit der Zeile: "Ein Hoch auf euch!" Dazu, so hatte Moderator Jürgen Mayer den Brüggenern am Morgen verkündet, solle sich der Kreuzherrenplatz in das MaracanãStadion von Rio de Janeiro verwandeln - mit Sambatänzerinnen, die für Stimmung sorgen.

Kurz nach zehn Uhr erreichte die Aufgabenstellung die Brüggener - und dann ging es an die Umsetzung. Im Rathaus war eine Kommandozentrale eingerichtet worden, in der das Organisationsteam alle Hebel in Bewegung setzte, um die Aufgabe zu lösen. Kurze Zeit später schon wurde der Rasen auf dem Kreuzherrenplatz ausgerollt, wurden Strohballen als Bande herbeigeschafft und Fußballtore aufgestellt. Aufblasbare und echte Zimmerpalmen brachten die Brüggener mit, eine Cocktailbar, Getränke- und Imbisspavillons kamen hinzu, Grundschulkinder brachten Fähnchen. Eine Schülerin der Gesamtschule zog durch die Klassen und warb um Mittänzerinnen, die schließlich mit prächtigem Kopfputz und in bunten Kleidern eine tolle Show boten.

Allein die Sorge, dass sich nicht genügend Niederländer finden würden, trieb das Organisationsteam im Rathaus um. Silke Beckstedde, Künstlerin aus Boerholz, rief über das Internet die Niederländer zu Hilfe, Guido Schmidt von der Gemeindeverwaltung telefonierte Nachbargemeinden und örtliche Firmen ab. Helfer liefen durch den Ortskern und suchten nach Niederländern, andere Unterstützer organisierten orangefarbene Trikots. Das Standesamt wurde kurzerhand zur Umkleide umfunktioniert - dort stapelte sich Fanzubehör in Orange. Unterdessen hatten viele Brüggener die WM-Trikots aus dem Schrank geholt und waren zum Kreuzherrenplatz gekommen - so fanden sich unter den Besuchern auch viele deutsche Fußballfans, die in Schwarz-Rot-Gold aufliefen.

Und dann durfte Brüggen aufatmen: Nicht 22, sondern 68 Niederländer waren erschienen, um auf der Bühne vor der Kirche St. Nikolaus zu singen: "Ein Hoch auf euch - das nächste Mal sind wir dann dran." Brüggens Standesbeamter Björn Beeren, privat als Frontmann der Band "Kings for a day" auf den Bühnen am Niederrhein unterwegs, war sichtlich stolz, "diesen internationalen Chor von - äh - Holländern" leiten zu dürfen, nach dessen Auftritt die Zuschauer jubelnd eine Zugabe forderten. Damit hatte Brüggen die Stadtaufgabe erfüllt.

Doch dann folgte das Quiz, bei dem es galt, in 90 Sekunden so viele Fragen wie möglich richtig zu beantworten. Der bisherige Spitzenreiter Kleve hatte mit 19 Punkten die Latte hoch gelegt, neun Fragen hätte Brüggen also richtig beantworten müssen, um mit Kleve gleichauf zu sein. Das gelang letztlich nicht. Das Kompetenzteam, dem Bürgermeister Frank Gellen, Lehrer Heiko Glade und das Brüggener "Urgestein" Gottfried Optenplatz angehörten, konnte auch mit Unterstützung aus dem Publikum in den ersten Reihen nur sechs Fragen richtig beantworten. Damit bleibt Kleve vorerst unter den zehn Finalstädten vorn, Brüggen liegt auf Platz zwei. Die Chance auf einen Konzerttag mit Stars wie Andreas Bourani und Marlon Roudette gibt es nicht mehr, doch Tränchen flossen in Brüggen keine. Die Fragen seien "der Wahnsinn" gewesen, urteilte Gottfried Optenplatz. Unter anderem hatte Moderator Jürgen Mayer darauf hingewiesen, dass es auf der Internetseite der Burggemeinde unter "Dienstleistungen von A bis Z" einen Buchstaben gibt, unter dem nur eine Dienstleistung verzeichnet ist, nämlich unter "I", und welche Dienstleistung das wäre? Die richtige Antwort, "Indirekteinleiter", wusste niemand.

Als das Quiz beendet war, die Zuschauer applaudierten, die von Bürgermeister Frank Gellen ausgelobten Fässer durch die Menge gerollt wurden und eine von Bäcker Erich Lehnen flugs gebackene Buttercremetorte für die Helfer angeschnitten wurde, war die Anspannung vorbei. Die Gemeinde hatte es nicht geschafft, doch sie hatte mitten in der Woche eine große Party organisiert. ""Toll, welchen Zusammenhalt wir hier erlebt haben", lobte Heiko Glade, und Frank Gellen sagte: "Das ist so ein toller Tag, davon werden wir noch lange zehren. Wir haben uns gewünscht, dass wir die Stadtaufgabe schaffen, und das hat geklappt." Grüße erreichten Brüggen auch aus Kleve. Gellen: "Aus Kleve haben wir gehört, wir wären aus ihrer Sicht die Sieger der Herzen. Man ist dort tief beeindruckt davon, was wir hier auf die Beine gestellt haben." Der Bürgermeister fasste sichtlich erleichtert den Tag in wenigen Worten zusammen: "Das war großes Kino für uns."

(RP)
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