Günter Thönnessen "Das AKH wird auf keinen Fall ein katholisches Haus werden"

Viersen · Der Viersener Bürgermeister hofft, dass die gesellschaftsrechtliche Neuordnung von AKH und St. Irmgardis bis Sommer fertig ist.

 Günter Thönnessen: "Wirtschaftliche Vernunft walten lassen". chiv

Günter Thönnessen: "Wirtschaftliche Vernunft walten lassen". chiv

Foto: Ar

Eine Krankenhausgesellschaft mit dem Allgemeinen Krankenhaus Viersen (AKH) als Muttergesellschaft und St. Irmgardis als Tochter sollte bis Ende des Jahres stehen. Als alle Beteiligten die Kooperationsvereinbarung im Mai vergangenen Jahres unterschrieben, war allerdings das Ende von 2014 gemeint. Noch gibt es die gesellschaftsrechtliche Neuordnung der beiden Viersener Krankenhäuser nicht. Unsere Zeitung sprach mit Günter Thönnessen über die Verzögerung, Grundsätze in den Verhandlungen und seine Hoffnung, die Kooperation bis zum Sommer unter Dach und Fach zu bringen.

Angestrebt war die Neuordnung der Krankenhäuser bis Ende 2014. Bis jetzt ist nichts geschehen. Woran hat es gelegen?

Thönnessen Die Zusage für die Geriatrie in Süchteln hat sich bis Anfang Dezember verzögert. Sie ist ein wesentlicher Punkt für das Profil von St. Irmgardis und damit auch für die gesellschaftsrechtliche Neuordnung. Es stimmt auch nicht, dass nichts geschehen ist. Wir führen schon seit längerem mit vielen Beteiligten Vorgespräche.

Es gibt Gerüchte, dass Konkurrenz-Krankenhäuser noch Widerspruch gegen die Geriatrie-Vergabe beim Gesundheitsministerium einlegen wollen. Damit wäre die Geriatrie aber immer noch nicht in trockenen Tüchern.

Thönnessen Das ist richtig. Die Frage ist immer noch nicht endgültig geklärt. Wir werden auch einen Plan B für den Fall entwickeln müssen, dass sich das Verfahren weiter hinzieht und Süchteln gegebenenfalls nur 30 Betten bekommt.

Es wurde ebenfalls spekuliert: Man wolle warten, bis sich der neue Verwaltungsrat des AKH konstituiert?

thönnessen Ich glaube nicht, dass das eine große Rolle spielen wird.

Welchen Zeitplan für die Neuordnung halten Sie für realistisch?

thönnessen Ich bin optimistisch, dass wir es bis zum Sommer schaffen werden.

Welche Hindernisse gibt es?

Thönnessen Es bleibt ein dickes Brett zu bohren. Aber aus der wirtschaftlichen Vernunft heraus ist die gesellschaftsrechtliche Neuordnung der einzig gangbare Weg. Wir müssen ein gutes leistungsfähiges Krankenhaus in der Kreisstadt Viersen schaffen.

Eine Fußangel von beachtlichem Ausmaß bei der Kooperation wird das Arbeitsrecht darstellen. Die Mitarbeiter von St. Irmgardis haben Verträge nach kirchlichem Arbeitsrecht mit anderen Konditionen, und sie sind nach Erbbaurechtsvertrag bis 2023 geschützt. Das bereitet den AKH-Mitarbeitern verständlicherweise Sorge . . .

thönnessen Wir werden da sicherlich Übergangsregelungen finden müssen. Langfristig werden die Kranenhäuser auch arbeitsrechtlich zusammenwachsen. Wenn AKH und St. Irmgardis Süchteln in Zukunft ein Haus wären, würden die Neueinstellungen auch einheitlich geregelt. In jedem Falle sind die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Grundlage aller Gespräche.

Es soll Begehrlichkeiten der St.-Franziskus-Stiftung gegeben haben, das AKH mehrheitlich zu übernehmen. Wie schätzen Sie das ein?

Thönnessen Die Mehrheit wird bei den Altgesellschaftern der AKH Viersen GmbH bleiben. Das ist gesetzt. Die Überkonfessionalität bleibt gewahrt, das AKH wird kein katholisches Haus werden. Beides haben wir in einem Prämissenpapier festgehalten. Gleichwohl müssen wir auch die Rechte eines Minderheitsgesellschafters wie der St.-Franziskus-Stiftung schützen und ihnen bestimmte Rechte einräumen.

Wie kann so etwas aussehen?

Thönnessen Man kann das beispielsweise so regeln, dass ein Minderheitsgesellschafter in den Konsortialverträgen eine Art Veto-Recht bekommt. Das ist bei der kommunalen Holding mit der NEW und den Stadtwerken Viersen ähnlich geschehen. Alles nicht unlösbar.

Ungewiss ist auch, ob das Bistum Aachen der Neuordnung zustimmen wird. Es hatte 2008 bereits eine Fusion von AKH und St. Irmgardis abgelehnt. Glauben Sie, dass Sie die Zustimmung aus Aachen diesmal bekommen?

Thönnessen Ich hoffe es. Auch da werden wir Lösungen finden. Man kann zusichern, dass Süchteln ein Haus im katholischen Geiste bleibt, in dem beispielsweise weiterhin katholische Seelsorge betrieben wird und keine Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden.

Die Stimmung zwischen den beiden Krankenhäusern galt im Frühjahr als ziemlich vergiftet. Hat sie sich verbessert?

Tönnessen Das Klima ist auf jeden Fall nicht schlechter geworden.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE SABINE JANSSEN.

(RP)
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