Kolumne Am Anderen Ende Der Welt Eine abenteuerliche Reise geht zu Ende

Viersen · Julia Rosendahl hat fünf Monate in Neuseeland verbracht und über ihre Erlebnisse berichtet. Nun zieht sie ein positives, aber auch nachdenkliches Fazit ihrer Reise, an die sie sich ihr Leben lang erinnern wird.

 Unglaubliche Landschaften wie diese am Lake Matheson haben Julia Rosendahl tief beeindruckt.

Unglaubliche Landschaften wie diese am Lake Matheson haben Julia Rosendahl tief beeindruckt.

Foto: Julia Rosendahl

"Vier" zeigt der Countdown auf meinem Handydisplay an. Nur noch vier Tage bleiben mir in Aotearoa, dem Land der langen weißen Wolke. Warum die Maori die Bezeichnung für ihr Land ausgewählt haben, wird mir immer klarer: Bilderbuchwölkchen und wabernde Wolken-Seen stehen am Himmel. Auch wenn ich ein wenig wehmütig an meine Erlebnisse in Neuseeland zurückdenke, freue ich mich darauf, Familie, Freunde und Heimat nach fünf Monaten wiederzusehen.

So viele Menschen aus aller Welt habe ich getroffen! So viele kleine Abenteuer habe ich erlebt! Da tut es gut, mit meiner Freundin Annika Trienes noch ein bisschen Strandurlaub zu genießen. Mit ihr und unserer Freundin Ann-Katrin Kelle habe ich im November Auckland erreicht und den ersten spannenden Monat der Reise auf der Südinsel verbracht. Vom Küstenort Paihia aus sind wir mit dem Bus über den 90-Meilen-Strand bis in die nördlichste Spitze Neuseelands gefahren. Cape Reinga ist ein spiritueller Ort. Die Maori glauben, dass die Seelen ihrer Verstorbenen von dort ins Jenseits übergehen. Eine weitere Besonderheit weist das Cape auf: Wer genau hinsieht, kann erkennen, wie die Wellen der Tasmanischen See auf die des Pazifiks treffen.

Gestern haben wir uns an der Cathedral Cove wie im Paradies gefühlt. Durch den großen Felsen kann man wie durch eine Art Torbogen treten, wenn er nicht gerade von Meerwasser durchflutet wird. Ein weiteres Must-Do der Coromandel-Halbinsel ist der Hot Water Beach. An einem gewissen Fleck tummeln sich die Touristen. Mit kleinen Spaten graben sie große Löcher im Sand, die sie mit einem Wall versehen. Darunter gibt es geothermale Quellen. Ein schöner Abschluss, bevor ich meine letzte Fahrt nach Auckland antrete. Dort werde ich mein Bankkonto auflösen und einen Stapel Postkarten nach Hause senden.

Obwohl ich oft in scheinbar ausweglose Situationen geraten bin und die Arbeit ab und an nicht leicht war, möchte ich keine einzige Erfahrung missen. Das Abenteuer hat mir gezeigt, dass sich für jedes Problem eine Lösung findet. Wir sollten uns nicht selber das Leben schwer machen, uns nicht von Kleinigkeiten aus der Bahn werfen lassen. Stattdessen ist es wichtig, schöne Momente in vollen Zügen zu genießen. Für meine Zukunft habe ich also ausreichend Kraft gesammelt. Daher wird es bald heißen: Praktikumsbewerbungen schreiben und Studiengänge unter die Lupe nehmen.

Doch auch wenn ich hier vielleicht die Zeit meines Lebens verbracht habe: Auswandern möchte ich nicht. Zu sehr bin ich an deutsche Hygienestandards, leicht zu erreichende Nachbarstaaten und schnelle Autobahnfahrten in die nächste Stadt gewöhnt. Zwar überkommt mich häufig das wunderbare Gefühl von Freiheit in der Einsamkeit des dünn besiedelten Landes, doch fühle ich mich zugleich gefangen. Das weite Meer trennt mich von allen anderen Ländern. Wiederkommen werde ich dennoch eines Tages! Das haben Annika und ich uns fest geschworen.

(RP)
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