Viersen Im Frühling eröffnet der Urnengarten

Viersen · In der Nähe der Trauerhalle entsteht auf dem Friedhof auf der Löh ein kleiner Park. Er bietet Platz für 430 Urnengräber. Die Stadt setzt das Projekt gemeinsam mit vier Gartenbaubetrieben aus der Region um

 Trafen sich gestern mit Bürgermeisterin Sabine Anemüller zum Spatenstich (v.l.): Michael Kempken (Gartenbau Kempken), Michaela Therés (Blumen Schmitz), Ulrich Justen (Friedhofsverwaltung), Joachim Bock (Friedhofsgärtnerei Bock) und Karl Braun (Friedhofsgärtnerei Hellekamps).

Trafen sich gestern mit Bürgermeisterin Sabine Anemüller zum Spatenstich (v.l.): Michael Kempken (Gartenbau Kempken), Michaela Therés (Blumen Schmitz), Ulrich Justen (Friedhofsverwaltung), Joachim Bock (Friedhofsgärtnerei Bock) und Karl Braun (Friedhofsgärtnerei Hellekamps).

Foto: FRanz-Heinrich Busch

Breite erdbraune Wege schlängeln sich über die Wiese, gesäumt von Stiefmütterchen, Hornveilchen und anderen Bodendeckern. Historische Grabsteine und moderne Stelen auf dem Rasen wirken wie steinerne Skulpturen, in einem Rondell sind kleine Steinbänke aufgestellt. Vier Dachplatanen spenden Schatten: So ungefähr wird der erste Urnengarten der Stadt Viersen aussehen.

Auf dem Friedhof auf der Löh, nur wenige Meter von der Trauerhalle entfernt, entsteht derzeit die rund 1500 Quadratmeter große Anlage. Gestern trafen sich dort Bürgermeisterin Sabine Anemüller und Vertreter der vier lokalen Gartenbaubetriebe, die den Urnengarten anlegen und später die Grabpflege für die Angehörigen übernehmen, zum symbolischen Spatenstich. Voraussichtlich Ende April ist der erste von sechs Bauabschnitten fertig. Dann können auf 300 Quadratmetern Fläche die ersten Urnengräber angeboten werden. Sind alle Gräber belegt, beginnt der zweite Bauabschnitt. Insgesamt soll Platz für 430 Grabstätten sein.

 Geschwungene Wege sollen durch den Urnengarten führen.

Geschwungene Wege sollen durch den Urnengarten führen.

Foto: Busch Franz-Heinrich sen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die Stadtverwaltung bemüht, das Projekt Urnengarten zu realisieren. Doch sie fand keine Gartenbaubetriebe, die sich beteiligen wollten. Mit Blumen Schmitz, der Friedhofsgärtnerei Joachim Bock, Gartenbau Kempken und der Friedhofsgärtnerei Hellekamps habe die Stadt nun Partner auf Augenhöhe gefunden, sagte gestern Sabine Anemüller. Ein Urnengarten treffe "den Nerv der Zeit", so die Bürgermeisterin. Denn es gebe immer mehr Angehörige, die sich um die Grabpflege nicht selbst kümmern können - zum Beispiel, weil sie nicht in der Stadt wohnen. Und: "Es gibt auch bei den Friedhöfen Konkurrenz", betonte Anemüller. Der Urnengarten soll den Friedhof auf der Löh also auch als letzte Ruhestätte attraktiver machen. "Wir haben in Viersen pro Jahr rund 1000 Sterbefälle und rund 650 Bestattungen", ergänzte Wolfgang Halberkann, Leiter der städtischen Abteilung Stadtgrün. Der Urnengarten solle bewirken, dass weniger Viersener eine Bestattung in einer anderen Stadt bevorzugen. Halberkann: "Er ist Ausdruck moderner Bestattungskultur."

Noch ist die Anlage eine Baustelle: Die Stadt hat die Wegflächen angelegt, Erdhaufen und Steinhügel liegen auf der Wiese. Die wenigen alten Gräber mit ihren historischen Grabsteinen, die dort angelegt sind, werden integriert. Jetzt beginnen die Gartenbaubetriebe damit, die Fläche zu bepflanzen. Sie haben sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen.

"Für uns ist ein Urnengarten Neuland", sagte Karl Braun von der Friedhofsgärtnerei Hellekamps. Auch er hat festgestellt, dass solche für Angehörige "pflegefreien" Grabformen gefragt seien. In einem Pflegekonzept wollen die vier Betriebe abstimmen, wie sie die anfallenden Arbeiten untereinander aufteilen. "Für 25 Jahre Pflege berechnen wir je nach Grab 1100 bis 3950 Euro", sagte Braun. Urnenwahlgräber, Urnenreihengräber und Kolumbarien sollen angelegt werden, Ansprechpartner für Interessenten sind die Gartenbaubetriebe. Wie hoch die Friedhofsgebühren für einen Platz im Urnengarten sind, "wird noch durchkalkuliert", sagte Halberkann.

(RP)
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