Brüggen Im Schwebezustand

Brüggen · In der Nacht zu gestern wurde die Laumans-Brücke versetzt. Unklar ist, was jetzt mit ihr passiert. Der Brüggener Hauptausschuss hat bereits beschlossen, kein Geld für den Erhalt der Brücke zu geben.

 Hier hängen 11,3 Tonnen Stahl, Holz und Ziegel am Haken. Eine Woche kann die Brücke auf dem Gelände stehen, dann muss klar sein, wie es weitergeht.

Hier hängen 11,3 Tonnen Stahl, Holz und Ziegel am Haken. Eine Woche kann die Brücke auf dem Gelände stehen, dann muss klar sein, wie es weitergeht.

Foto: Ahlen

Kurz vor Mitternacht wird am Donnerstagabend die Borner Straße in Brüggen zwischen Weihersfeld und Hagenkreuzweg gesperrt. Die Mitarbeiter der Firma Lankes, die mit dem Abbruch auf dem alten Ziegelei-Gelände betraut ist, machen sich ans Werk: Sie durchtrennen die seitlichen Träger, die die alte Holzbrücke halten. Ein Kran sichert die Brücke, dann werden auch die seitlichen Stützen durchgeschweißt.

Es ächzt und ruckt - und um 0.59 Uhr hängt die Brücke am Haken. 11,3 Tonnen Stahl, Holz und Ziegel schweben in Richtung Abbruchgelände, schräg gegenüber von Rewe. Um 1.04 Uhr ist das Unterfangen geglückt: Die Brücke steht. Einige Ziegel und die Dachrinne sind zwar bei der Aktion beschädigt worden, doch im Ganzen ist die Brücke erhalten.

Hätte man auch die Dachrinne sichern wollen, hätten auf beiden Seiten unter der Rinne Träger angebracht werden müssen, über die die stählernen Ketten dann gelaufen wären. Markus Zohlen, Geschäftsführer bei der Firma Lankes, schätzt, dass eine solche Aktion etwa 1000 Euro gekostet hätte. So war die Umsetzung nun nicht mit Kosten für die Gemeinde oder die Spender verbunden, die sich in Brüggen für den Erhalt der Brücke einsetzen. "Wir haben das gemacht, was wir auch gemacht hätten, wenn keine mögliche Rettung im Raum gestanden hätte", sagt Zohlen. Allerdings macht er auch eine sehr enge Zeitvorgabe: Das Unternehmen wird nun zunächst die Gebäudereste auf der gegenüberliegenden Seite abbrechen. Dann ist die Fläche dran, auf der die Brücke jetzt vorübergehend steht. Innerhalb einer Woche müssen sich die Brüggener nun also Gedanken machen, was aus der Brücke werden soll.

Die Gemeindeverwaltung sieht aktuell keinen Handlungsbedarf, erklärt Bürgermeister Frank Gellen (CDU). Wenn sich aus den jetzigen Gegebenheiten ein schlüssiges Konzept ergeben würde, "dann sollten wir nachdenken", erklärt er und fügt hinzu: "Unter der Voraussetzung, dass viele Bürger dies für eine gute Idee halten."

Nach Einschätzung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Gottfried Optenplatz sind sich die Brüggener da nicht ganz einig: "Befürworter und Gegner halten sich die Waage." Seine Partei hatte Spenden für den Erhalt gesammelt. Optenplatz hat zwei mögliche Standorte für die Brücke ins Auge gefasst, beide in der Nähe. Er befürwortet die Einrichtung eines Wanderweges, der an die Tonindustrie erinnern soll, die Brücke könnte den Startpunkt des Weges darstellen.

Bernhard Mertens, der die Privatinitiative zur Brückenrettung anschob und Spenden sammelte, ist einen Tag nach der Versetzung sehr pragmatisch: "Wir brauchen nun zunächst einen Statiker, der uns sagen kann, ob es möglich ist, hier Stoß auf Stoß zu schweißen, um die Brücke auf ihre ursprüngliche Höhe zurückzubringen." Er habe gehofft, sie könne in voller Höhe den Abbruch überstehen. So halbhoch, wie sie jetzt sei, sei sie nicht würdig. "Sie würden ja auch nicht vom Kölner Dom die Spitze abschneiden wollen", sagt Mertens.

Grünen-Fraktionschef René Bongartz ist optimistisch. "Wir brauchen jetzt eine schnelle und nahe gelegene Lösung, wo die Brücke für die nächsten Monate untergebracht und restauriert werden kann", erklärt er. Dazu müsse ein Platz gefunden und der Transport organisiert werden. Um Dacheindeckung und Farbe macht er sich keine Sorgen: "Da gibt es Firmen im Ort, die sicher bereit sind, für den Erhalt dieses Heimat-Symbols etwas zu tun."

Für einen endgültigen Standort hoffe er auf Vorschläge - einige seien ja auch bereits im Raum. "Wenn die Machbarkeit geklärt ist, sollten die Bürger Gelegenheit haben, zwischen den drei besten Vorschlägen wählen zu können", sagt Bongartz.

(hah)
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