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Schwalmtal Kartbahn: Keiner zuständig?

Schwalmtal · Der tödliche Unfall auf der Kartbahn in Schwalmtal wirft Sicherheitsfragen auf. Laut Bezirksregierung müsste der Kreis Viersen die Anlage überwachen. Der sieht sich nur für Lärm und Baumängel in der Pflicht.

Tödlicher Unfall auf der Kartbahn
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Tödlicher Unfall auf der Kartbahn

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Sie war die Hausstrecke von Heinz-Harald Frentzen, und auch Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher drehte einst auf der Kartbahn am Raderberg in Schwalmtal seine Runden. Seit dem tödlichen Unfall am Wochenende, bei dem ein Zehnjähriger ums Leben kam, hat die mehr als 40 Jahre alte Bahn traurige Berühmtheit erlangt.

Eltern von kartbegeisterten Kindern sind entsetzt, dass weder der TÜV noch Behörden für die Sicherheit auf der Bahn zuständig sein wollen. Die Bezirksregierung in Düsseldorf sieht den Kreis Viersen in der Pflicht. Der ist seit 1. Januar 2008 für das immissionsrechtliche Verfahren zuständig. "Der Kreis Viersen kann die Betriebssicherheit nicht ausblenden und seine Aufgaben auf Lärm und Gestank begrenzen", erklärte Gerhard Kaltwasser von der Pressestelle der Bezirksregierung gestern gegenüber der RP.

Das Bundesimmissionsschutzgesetz schreibe in Paragraph 52 vor, dass die Überwachung solcher Anlagen regelmäßig auf der Grundlage der Genehmigung erfolgen muss. Kaltwasser: "Es fehlen allerdings Angaben, in welchen Zeitabständen dies geschehen soll." Der Kreis Viersen sieht das anders. "Die Überwachungspflicht gilt für die baulichen Anlagen. Bauliche Mängel sind uns aber nicht bekanntgeworden", äußerte Kaspar Müller-Bringmann, Pressesprecher des Kreises. Aus den Akten gehe im übrigen hervor, dass es in den vergangenen zehn Jahren keinen Anlass gegeben habe, die Anlage in Schwalmtal zu kontrollieren. Müller-Bringmann: "Für die Sicherheit ist in erster Linie der Betreiber zuständig."

Inzwischen mehren sich die Stimmen, die Zweifel an der Sicherheit der Kartbahn am Raderberg äußern. Markus S. aus Mönchengladbach verunglückte vor zwei Jahren an fast derselben Stelle in einem Familienleihkart mit seinem damals siebenjährigen Sohn. "Wir haben dabei ebenfalls in voller Geschwindigkeit die Reifenstapel durchbrochen und sind in der Böschung gelandet", so der Mönchengladbacher. Der Unfall verlief — abgesehen von einigen Schrammen und einem verstauchten Handgelenk — glimpflich. Markus S.: "Ursache war ein gebrochener Bolzen der rechten Vorderradaufhängung, was dazu führte, dass das Kart in der Steilkurve seine Lenkfähigkeit verlor und geradeaus weiterfuhr."

Kartstrecken wie die in Schwalmtal unterliegen nach Aussage des ADAC Rheinland in anderen Bundesländern (Beispiel Thüringen) einem strengen Regelwerk, ähnlich dem des Bundesmotorsportbundes. "Das wird von den Regierungspräsidenten unterschiedlich gehandhabt", so ADAC-Pressesprecherin Jacqueline Grünewald. Für Indoor-Kartbahnen gibt es bereits bundesweit einheitliche Prüf- und Sicherheitsvorschriften. "Die sollten auch für Outdoor-Bahnen gelten", fordert der ADAC.

Dass der tragische Unfall Lücken im System offenbart, hat auch Landtagsabgeordneter Dr. Stefan Berger erkannt: "Es macht durchaus Sinn, auch private Kartanlagen in bestimmten Intervallen auf ihre Sicherheit zu prüfen." Rechtliche Voraussetzungen will der CDU-Politiker prüfen. KOMMENTAR

(RP)
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