Viersen Neues Regelwerk für die Graffiti-Wand

Viersen · Stadt und Sprayer arbeiten gemeinsam an einem System, um die Gestaltung der Fläche systematisch zu regeln.

Viersen: Neues Regelwerk für die Graffiti-Wand
Foto: Anne Peters

Bürgermeister Günter Thönnessen wird von einer Strafanzeige gegen die Sprayer, die am vergangenen Wochenende die Graffiti am neuen Erschließungsring kurzerhand umgestaltet haben, absehen. Doch das ist nicht das einzige Ergebnis eines Treffens zwischen Thönnessen, Streetworker Daniel Kruppa und vier der beteiligten Sprayer. Gemeinsam haben sie am Donnerstagabend versucht, eine Lösung für die künftige Gestaltung der Wall-of-Fame zu finden.

Streetworker Daniel Kruppa, der über Jahre hinweg den Kontakt zur Sprayer-Szene aufgebaut hat, wird einen Plan der 400 Quadratmeter großen Fläche erstellen und die beiden Wände in Segmente einteilen. "Wir werden eine Liste führen und nach Bedarf und nach einer gewissen Zeit werden die Teilflächen zur Umgestaltung freigegeben", sagt Thönnessen. Zudem plane man, Hinweistafeln an der Brücke anzubringen, auf denen Kruppas Telefonnummer vermerkt ist. Sprayer sollen sich vor dem Sprühen an den Streetworker wenden, freie Flächen erfragen und sich gegebenenfalls auf eine Warteliste setzen lassen, sagt Thönnessen.

Zudem gestand er am Freitag ein, die Dynamik der Szene unterschätzt zu haben. "Ich hatte mit die Gestaltung der Fläche unter einem Aspekt der Dauerhaftigkeit vorgestellt und habe die Wall-of-Fame als eine Art Ruhmeshalle eingestuft", sagt Thönnessen. "Das Übersprühen der Graffiti nach nur zwei Wochen war von uns nicht gewollt", ergänzte der Bürgermeister. Immerhin habe man viel Herzblut in die Planung der Spray-Aktion und in die Gewinnung von Sponsoren, die 7500 Euro für die Farbdosen gespendet hatten, gesteckt.

Ein ungeordnetes Verfahren, wie es in der Sprayer-Szene unter dem Begriff der Wall- oder Hall-of-Fame verstanden wird, sei für Viersen nicht denkbar. "Die Stadt muss hier die Kontrolle haben", sagt Thönnessen, der sich um die Anbringung fremdenfeindlicher Motive sorgt. Ein Vorteil für die Sprayer: Sprühen sie nach Absprache mit der Stadt, sind ihre Werke legal. Außerdem hätten Graffiti, die besonders gut gelungen sind, die Chance, länger erhalten zu bleiben. Um den Wandel auf den Flächen zu dokumentieren, kann er sich vorstellen, auf der Internetseite der Stadt eine Bilderstrecke zu integrieren. Eine Idee, die Streetworker Daniel Kruppa begrüßt: "So können sich die Viersener über die Entwicklung informieren und wir helfen, Graffiti als Kunstform zu etablieren", sagt der Streetworker und Projektkoordinator. Er wünsche sich, dass Privatpersonen an die Sprayer herantreten, um Arbeiten zu beauftragen.

Auch die Sprayer selbst sind bereits aktiv geworden. Auf Facebook haben sie die Gruppe "Viersen/Graffiti" gegründet. Die Plattform soll helfen, Projekte von Sprayern zu koordinieren. Auch eine Internetseite soll es geben. "Wir wollen präventiv arbeiten und illegale Sprühereien langfristig verbannen", sagt Kruppa.

(apd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort