Kreis Viersen Pilotprojekt für Deutschland: Nabu zählt im Kreis Viersen die Schmetterlinge

Kreis Viersen · Petra Schwinn und Reiner Rosendahl vom Naturschutzbund kündigen ein ganzes Paket an Aktionen an, um ein Bewusstsein für das fortschreitende Insektensterben zu erreichen.

Schmetterlinge sind die Insekten, die bei den Menschen die größten Sympathien genießen. Mit Mücken, Wespen und Käfern lässt sich nicht die Aufmerksamkeit für das Thema Insektensterben erzielen, die mit Hilfe der bunten Falter möglich ist. Darüber sind sich die Diplom-Biologin Petra Schwinn und Rainer Rosendahl, Vorsitzender des Naturschutzbundes Krefeld/Viersen, einig.

Die beiden starten nun ein deutschlandweit exklusives Pilotprojekt, welches später auf Landes- und Bundesebene fortgesetzt werden soll. Der Nabu ruft ab heute bis zum 3. August zu einer Schmetterlingszählaktion Im Kreis Viersen und in Krefeld auf. In den Sparkassenfilialen und online unter www.nabu-krefeld-viersen.de sind Flyer erhältlich oder herunterzuladen, in denen die verschiedenen heimischen Schmetterlinge wie Admiral, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Kohlweißling, Distelfalter und einige andere abgebildet und mit Zählkästchen versehen sind.

Darüber hinaus sind Pflanzen wie Sommerflieder, Echter Thymian und Wilder Oregano aufgelistet, um festzuhalten, wo die kleinen Tiere entdeckt worden sind. Ferner sind Angaben möglich, wann die Schmetterlinge im Garten zu sehen waren und wie die Witterungsbedingungen waren. "Das soll keine wissenschaftliche Erhebung werden, sondern Bewusstsein schaffen, welche Insekten zu sehen sind und welche Pflanzen den Artenreichtum befördern", sagt Rosendahl. Die Aufzeichnungen können anschließend auf jede erdenkliche Art an den Nabu am Talring 45, Krefeld, weitergegeben werden - per Post, E-Mail, Fax (02151 618751) oder sogar telefonisch (02151 618700).

Anlass für diese schöne Aktion ist der betrübliche Umstand, dass es im Kreis- und Stadtgebiet ein massives Insektensterben gibt. "Und das hat bereits Auswirkungen auf die Population der Vögel, Amphibien und des Niederwilds", berichtet Petra Schwinn. Die Jägerschaft habe sogar schon seit zwei Jahren mit ihren Treibjagden ausgesetzt, weil es kaum noch Rebhühner, Fasane und Hasen gebe, berichtet Rosendahl. In der Jägerschaft sei inzwischen eine große Sensibilität für solche Zusammenhänge vorhanden, erklären der Nabu-Vorsitzende und Petra Schwinn übereinstimmend. Einen Jagdschein zu machen sei heutzutage mit einer umfangreichen Prüfung verbunden. Früher hätten eine Revierbegehung und ein paar Informationen an der Theke für den Erhalt des Jagdscheins ausgereicht, sagte Rosendahl. Die Expertin Petra Schwinn zählt aktuell selbst zu den Ausbildern, die auch wissenschaftliche Aspekte vor der Jagdprüfung vermitteln.

Probleme entstehen in der Flora und Fauna also weniger durch Jäger als vielmehr durch komplexe Insektizide und Fungizide. "Die haben heutzutage systemische Wirkungen. Das heißt, das Samenkorn steckt in einer Art Pellet aus chemischen Stoffen, die den Landwirten die Arbeit erleichtern, bei den Tieren jedoch Störungen im Nervensystem hervorrufen", berichtet Rosendahl. Insekten als Teil der Nahrungskette verlören zum Beispiel die Orientierung, könnten sich nicht mehr fortpflanzen und stürben.

Die "Schmetterlingswoche" soll den Auftakt für eine ganze Reihe von publikumswirksamen Aktionen bilden. So will der Nabu Streifen aus gelber Folie für die Windschutzscheiben der Autos verteilen. Nach einer Woche können die Folien mit vielen toten Insekten darauf entfernt und an den Naturschutzbund zur Auswertung verschickt werden. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft habe bereits angekündigt, alle Dienstfahrzeuge der Landesregierung mit solchen Aufklebern zu versehen. Ebenfalls auf der Agenda steht ein Fotowettbewerb zum Thema "insektenfreundlicher Garten". Motive, so Petra Schwinn, könnten Bienenhotels, Kräuterspiralen und anderes sein. Fast noch interessanter sei es, zu verfolgen wie ein Garten sich entwickelt. Angefangen bei den Fragen wie, welche Pflanzen sind für Insekten geeignet, oder wie gestalte ich den Garten, bis hin zu einem Zeitpunkt, wo der Erfolg der Bemühungen zu sehen sei. "Heutzutage stehen so viele exotische Pflanzen in den heimischen Gärten, mit gefüllten Blüten, die den Insekten keinen Nutzen bieten", analysiert Petra Schwinn. Das lasse sich relativ leicht ändern. "Wir wollen PR-Aktionen für die Insekten starten", erklärt Rosendahl den hauptsächlichen Beweggrund für die angekündigten Veranstaltungen.

Der große Schmetterling (Mitte) ist ein Tagpfauenauge, rechts ein Distelfalter und links ein Admiral.

(RP)
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