Coenen vorn, aber van der Valk ist der jüngste aller Meister

Schach Helmut Ploenes war einer der ersten, die im Hinsbecker Parkstübchen ankamen. Langsam bahnte sich der 70-Jährige seinen Weg zu einem der 19 Tische, auf denen die Schachbretter bereit standen. Dann setzte er sich, legte seinen Gehstock beiseite und wartete auf Niels Remberg. Gegen den vereinslosen Spieler sollte Ploenes gleich die Partie in der siebten und letzten Runde der offenen Nettetaler Stadtmeisterschaft bestreiten.

Zum 22. Mal richtete die Schachgemeinschaft Nettetal das Turnier aus, Helmut Ploenes ist Vereinsmitglied und war bei so ziemlich jeder Stadtmeisterschaft dabei. Ob er jemals um den Titel mitspielte? "Beileibe nicht", erzählte der 70-Jährige und winkte ab. Auch diesmal war er als 34. nach Runde sechs chancenlos, der 20-jährige Michael Coenen vom NRW-Ligisten Köln-Porz gewann das Turnier.

Schon lange, bevor sich Helmut Ploenes im Parkstübchen an den Tisch setzte, stand der Gesamtsieger fest. "Michael Coenen und Niklas van der Valk haben ihre Partie vor ein paar Tagen privat vorgespielt, weil Niklas jetzt gerade bei der NRW-Jugendmeisterschaft antritt", erzählte der Vorsitzende der Schachgemeinschaft Nettetal, Jochen Post. Coenen gewann und lag damit uneinholbar vor dem Zweitplatzierten Marcel Harff vorn. Weil Coenen jedoch weder in Nettetal wohnt, noch Mitglied der Schachgemeinschaft ist, darf er sich nicht Stadtmeister nennen. Auch Marcel Harff (Hochneukirch) kommt von außerhalb. Und so ist der drittplatzierte Niklas van der Valk (Nettetal) sowohl Stadt- als auch Vereinsmeister.

Mit seinen 16 Jahren sei Niklas der jüngste Titelträger aller Zeiten, sagte Jochen Post. Seit 1958 gebe es die Stadtmeisterschaft, anfangs sei sie jedoch für Nicht-Nettetaler tabu gewesen. 1965 trat Helmut Ploenes der Schachgemeinschaft bei und hat neben vielen offenen auch viele "geschlossene" Meisterschaften auf dem Buckel. "Anfangs war das alles noch vereinsintern", erzählte er, während sich um ihn herum das Parkstübchen mit Schachspielern füllte. Immer noch wartete Ploenes auf seinen Konkurrenten Niels Remberg, gegen den er zum ersten Mal spielen sollte. "Vorbereitung ist alles", sagte er. Der 70-Jährige hatte sich über seinen Widersacher gut informiert, "auf dem Papier ist er schwächer als ich", meinte Ploenes. Zwar gehe es für ihn ja nicht wirklich um etwas, aber dennoch sei er bei jedem Spiel motiviert, betonte Ploenes: "Man darf die Flinte nicht ins Korn werfen".

Das tat er auch an diesem Abend nicht, von 20 Uhr an bis weit nach Mitternacht saßen Ploenes und Remberg am Schachbrett. Es war die zweitlängste Partie des Turniertages – und sie endete remis.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort