Viersen Süchtelner Friedhof weiter ohne Brücke

Viersen · Vor einem Jahr hatte die Stadt die marode Brücke zwischen dem alten und dem neuen Teil der Anlage entfernen lassen. Bürger klagen über weite Umwege. Der Stadt ist ein Neubau zu teuer

 Heinz Prost und Inge Jaspers an der Stelle, an der die Brücke den alten mit dem neuen Teil des Süchtelner Friedhofs verband. Nun muss die Witwe einen Umweg den Berg hinauf laufen, um zum Grab ihres Mannes zu kommen.

Heinz Prost und Inge Jaspers an der Stelle, an der die Brücke den alten mit dem neuen Teil des Süchtelner Friedhofs verband. Nun muss die Witwe einen Umweg den Berg hinauf laufen, um zum Grab ihres Mannes zu kommen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Inge Jaspers möchte täglich das Grab ihres Mannes besuchen können, ohne dafür einen beschwerlichen Weg in Kauf nehmen zu müssen. Bis vor fast zwei Jahren war der 74-jährigen das auch möglich: Sie parkte ihren Wagen auf dem Parkplatz an der Humboldtstraße und ging nicht weit entfernt über die Fußgängerbrücke zwischen dem alten und dem neuen Teil des Süchtelner Friedhofs. Seitdem die Stadt die Brücke hat entfernen lassen, muss Jaspers allerdings von einer anderen Seite des Friedhofs einen Berg hochlaufen. Schon nach wenigen Metern setzt ihr Asthma ein.

Die hölzerne Konstruktion litt unter Pilzbefall, die Balken waren von Fäulnis zerfressen, die Pfosten vermodert: Für Fußgänger war die Nutzung zuletzt so gefährlich, dass die Brücke über den Hohlweg (Gehlingsweg) im Oktober 2015 gesperrt und vor gut einem Jahr abgerissen wurde. Der Stadt ist ein Neubau zu teuer. Ein externes Ingenieurbüro hat errechnet, dass die Kosten je nach Machart im dreistelligen Bereich liegen würden.

Fast 30 Jahre lang hat Inge Jaspers das Grab ihres Mannes besucht und gepflegt. "Ich muss dahin", sagt sie. "Es ist mir ein Bedürfnis." 1986 war Heinz Jaspers bei einem Unfall gestorben. Seine Witwe war wie gelähmt. "Ich konnte mich nicht von ihm verabschieden", sagt sie. Die Besuche an seinem Grab sind ihre Trauerbewältigung, auch nach so langer Zeit. Seitdem die Brücke weg ist, kommt sie nur noch einmal in der Woche, manchmal nur alle zwei Wochen. Während sie den Berg hochläuft, atmet die Rentnerin schwer. Schon geringe Anstrengung aktiviert ihr Asthma. Hinzu kommen Schmerzen durch einen Bandscheibenvorfall. Inzwischen nimmt ihre Tochter Inge Jaspers die tägliche Grabpflege ab. "Sie kommt nach der Arbeit", erzählt die 74-Jährige. "Im Winter braucht sie eine Lampe."

Auf einen Antrag der Viersener Bürgervereinigung Für VIE hin hat die Verwaltung sich mit möglichen Neubau-Varianten auseinandergesetzt. Wie aus der Sitzungsvorlage für den Bauausschuss am Donnerstag, 18 Uhr, im Forum am Rathausmarkt hervorgeht, würde eine neue Holzbrücke - die zirka 16 Meter überspannen müsste - etwa 165.000 Euro kosten. Darin enthalten sind Holzschutz, Unterbauten und Wegeanpassungen. Die Nutzungsdauer liegt bei rund 15 Jahren. Diese Variante sei "nicht nachhaltig und damit auch nicht wirtschaftlich". Eine Holzkonstruktion als Trogbauwerk oder Plattenüberbau würde 45 Jahre halten und 225.000 Euro kosten, eine Stahlbrücke etwa 215.000 Euro bei rund 80 Jahren Nutzbarkeit. Die möglichen Kosten eines Aluminium-Überbaus sind im Bericht des Ingenieurbüros nicht enthalten, nur der Hinweis, dass es in einem Stück angeliefert werde, was nicht ohne größere Abholzung möglich sei. Eine Brücke an anderer Stelle komme nicht in Frage. So beabsichtigt die Verwaltung "auch weiterhin keinen Brückenneubau auf dem Friedhof Süchteln".

Heinz Prost, ehemals Ratsherr und stellvertretender Bezirksbürgermeister, ist besorgt. "Wir werden alle älter", sagt er. Der 77-Jährige berichtet von vielen Senioren, die sich wegen der fehlenden Brücke an ihn gewendet hätten. "Die Kommunen sind immer klamm", sagt er, "aber dann muss man Prioritäten setzen."

(RP)
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