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Wermelskirchen 52 Jahre waschen, schneiden, föhnen

Wermelskirchen · Barbara Blasberg hat gestern zum letzten Mal Haare von Kunden frisiert. Das Ende einer Reise durch die Trends.

 Barbara Blasberg (links im Waschstuhl) feierte gestern nach 16 Jahren im Salon Kiel mit Hannelore Jahncke, Dirk Kiel, Astrid Reifers-Berg, Khalaf Ibrahim, Lorena Pass und Kundin Gisela Petruschat ihren Ausstand.

Barbara Blasberg (links im Waschstuhl) feierte gestern nach 16 Jahren im Salon Kiel mit Hannelore Jahncke, Dirk Kiel, Astrid Reifers-Berg, Khalaf Ibrahim, Lorena Pass und Kundin Gisela Petruschat ihren Ausstand.

Foto: Jürgen Moll

Als Barbara Blasberg ihre Ausbildung zur Friseurin zu Beginn der 60er Jahre begann, sah die Friseur-Welt noch völlig anders aus. "Alle Kunden wurden in einer eigenen Kabine, hinter blickdichten Vorhängen frisiert", sagt die 66-Jährige. Und so gibt Barbara Blasberg, die gestern nach knapp 52 Jahren als Friseurin in Rente ging, eines zu: "Das war aus heutiger Sicht schon ein wenig lästig, weil es die Bewegungsfreiheit von uns Friseuren stark eingeschränkt hat." Zuletzt hatte Barbara Blasberg immer donnerstags, freitags und samstags gearbeitet, in den vergangenen Wochen nur noch freitags. Der sanfte Ausklang einer langen Laufbahn. Vor 16 Jahren kam Blasberg an diese letzte Station - den Salon Dirk Kiel an der Kölner Straße.

"Am Anfang war der Gedanke an die Rente ganz furchtbar, ich musste manchmal sogar weinen." Und Tränen flossen auch im Salon bei einigen Kundinnen, denn viele von ihnen waren Barbara Blasberg weit über 30 Jahre treu. "Die Kunden sind mit mir älter geworden, man kennt sich und hat sich in der ganzen Zeit viel erzählt. Freundschaften haben sich entwickelt", sagt Barbara Blasberg. Das bringt die erfahrene Friseurin auf den Kern ihres Berufs: "Das Sprechen mit den Kunden und vor allem Zuhören gehört dazu. Überhaupt nicht reden, das geht gar nicht!" Lachend ergänzt sie: "Wir sind ein wenig auch Psychiater." Barbara Blasberg stammt gebürtig aus der Nachbarstadt Hückeswagen und kam letztlich in Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders durch ihre Großmutter zu ihrem Beruf.

"Mir ging es immer gut, ich war ein verwöhntes Einzelkind, vor allem bei Oma", erinnert sie sich. Jede Woche begleitete sie diese beim Gang zum Friseur: "Das fand ich faszinierend und fantastisch." Nach acht Jahren Volksschule startete Barbara Blasberg in Lennep ihre Ausbildung - für ein Lehrgehalt von damals 20 Mark monatlich.

"Ich weiß gar nicht, wo die Jahre geblieben sind", sagt sie und blickt auf 1969 zurück. In diesem Jahr begann Blasberg in Wermelskirchen im Friseursalon Weber (heute: Kirchner) zu arbeiten und heiratete ihren Mann Norbert.

Auch wenn sich die Frisurmode massiv geändert habe, seien die grundsätzlichen Handgriffe des Friseurhandwerks gleich geblieben: "Als ich begann, waren die Damenköpfe mit hochtoupierten Frisuren und Dauerwellen modern. Heute sind es eher die Fönfrisuren."

Verbessert hätten sich die Mittel - Einwirkzeiten seien kürzer, die Zutaten besser. "Letztlich sind die Neuerungen durch das tägliche Arbeiten damit so schnell in einen über gegangen, dass ich sie kaum bewusst bemerkt habe." Und noch etwas habe sich verändert: 43 Friseure - die fahrenden mitgezählt - hätte sie für Wermelskirchen gezählt. "So viele gab es zu Beginn meiner Lehre nicht." Jungen Menschen gibt Barbara Blasberg gerne einen Rat mit auf den Weg: "Man sollte den Job nicht anfangen, nur um eine Lehrstelle zu haben." Wem der Friseurberuf gefalle, der solle ihn ausüben. Für sie waren Geld und Arbeitszeiten stets zweitrangig: "Ich sage immer: Es gibt keine hässlichen Menschen, man kann jeden schön machen. Und das fand ich immer schön!"

Den Salon Kiel wird Barbara Blasberg in guter Erinnerung behalten. "Dirk Kiel war als Chef immer sehr korrekt. Ich werde seinem Salon als Kundin verbunden bleiben." Außerdem hätten die Kollegen schon betont, dass sie mindestens alle 14 Tage einen Kuchen vorbeibringen müsse. Ihre Freizeit als Rentnerin will Barbara Blasberg ihrem liebsten "Hobby" widmen: ihren drei Enkelkindern.

(sng)
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