Wermelskirchen. Aus Füreinander wird ein Miteinander

Wermelskirchen. · Die Ehrenamtlichen von "Willkommen in Wermelskirchen" verwandelten die alten Redaktionsräume der BM an der Eich in ein "Wasch-Café". Flüchtlinge sollen hier praktische Hilfe und Gemeinschaft finden. Ein Erfolgsprojekt.

 Ob eine Wäsche oder ein Gespräch: Im Wasch-Café bekommen Neubürger Hilfe. Zum Team gehören Hoshank Mirza, Jochen Bilstein (hinten v.l.), Christine Engels, Naima Ouffal, Claudia Kolvenbach-Schmidt und Brigitte Krips (vorne v.l.).

Ob eine Wäsche oder ein Gespräch: Im Wasch-Café bekommen Neubürger Hilfe. Zum Team gehören Hoshank Mirza, Jochen Bilstein (hinten v.l.), Christine Engels, Naima Ouffal, Claudia Kolvenbach-Schmidt und Brigitte Krips (vorne v.l.).

Foto: Demski

Hoshank Mirza war auf der Suche nach einer Wohnung. Dann hörte der junge Syrer vom "Wasch-Café" an der Eich und von Christine Engels. Er stattete der Ehrenamtlichen während der Sprechstunde einen Besuch ab. Heute lebt Hoshank Mirza in seiner eigenen Wohnung, mit der ehrenamtlichen Helferin hat er Freundschaft geschlossen, und er hat sich als Dolmetscher gemeldet.

"Ich habe hier Hilfe gefunden", sagt er und konzentriert sich auf die deutschen Worte, die ihm von Tag zu Tag leichter über die Lippen gehen. "Und jetzt möchte ich Hilfe geben. Ich habe Zeit", ergänzt er. Und deswegen sitzt er inzwischen neben Christine Engels, wenn Menschen auf der Suche nach Hilfe in das Wasch-Café kommen, die zwar Arabisch, aber kaum Deutsch sprechen. Er übersetzt.

Dort trifft er auch Naima Ouffal. Auch sie kam vor etwa zwei Jahren nach Deutschland, ohne die Sprache zu verstehen. Heute begleitet sie Frauen zum Arzt, zur Beratungsstelle, aufs Amt und übersetzt. "Ich freue ich mich sehr darüber, wenn ich das für Menschen tun kann", sagt sie. Im Wasch-Café ist sie längst eine der wichtigen Säulen, bestreitet eine Sprechstunde auch mal alleine.

Sieben Monate nach der Eröffnung des Wasch-Cafés sind ehemalige Hilfesuchende zu Helfern geworden, aus ersten Schritten zur praktischen Unterstützung im Alltag sind Programme geworden und aus einem Raum mit einem Tisch und ein paar Stühlen ein Treffpunkt.

"Alles fing damit an, dass wir für die Beratung rund um Praktikum, Ausbildung und Arbeitsplatz ein ruhiges Plätzchen suchten", erzählt Brigitte Krips, die im Wasch-Café die Fäden zusammenhält. Im Café International, zu dem WKiWK jede Woche einlädt, war häufig nur Zeit und Raum für ein Erstgespräch. "Aber wir wollten, dass es weitergeht", sagt Brigitte Krips. Und deswegen kooperierte die Initiative mit den Behörden, bekam die Zusage, in den städtischen Räumen an der Eich nur die Nebenkosten zahlen zu müssen und nutze Förderprogramme zur Einrichtung. "Am Anfang haben wir uns auf die Beratung rund um Arbeitsthemen beschränkt", sagt Brigitte Krips. Aber je bunter und vielseitiger die Fragen der Menschen wurden, desto größer wurde auch das Angebot. "Wir haben reagiert", sagt Jochen Bilstein. Zwei Waschmaschinen und zwei Trockner sorgen inzwischen für ganz praktische Antworten. Die könne natürlich auch jeder andere Wermelskirchener nutzen, der sie brauche, wirft Bilstein ein.

Montags ist es bei der Arbeitsberatung mit Claudia Kolvenbach-Schmidt geblieben - die Stellen durchforstet, den Flüchtlingen bei den Bewerbungsunterlagen hilft und den Kontakt zu Arbeitgebern pflegt. Mittwochs wird zur Sprechstunde eingeladen, dann bringen Flüchtlinge Briefe und Formulare mit, die sie nicht verstehen. Dazu kommt die regelmäßige Wohnberatung von Christine Engels, die den Wohnungsmarkt unter die Lupe und Kontakt zu Vermietern aufnimmt, Besichtigungstermine begleitet, Verbindungen zum Möbellager herstellt und Ansprechpartnerin bleibt. Jochen Bilstein gibt sonntags Deutschunterricht im Wasch-Café, und samstags ist ein neues Programm für Auszubildende entstanden. Schüler, die praktisch zwar glänzen, aber beim theoretischen Teil in der Berufsschule nicht nur Problemen mit der Fachsprache, sondern auch mit Mathematik haben, bekommen hier Hilfe von Fachleuten.

Dank der Fördertöpfe des Landes erhalten die Lehrer inzwischen dafür eine kleine Aufwandsentschädigung. Weitere Fördergelder sorgen unterdessen dafür, dass die Nebenkosten bezahlt werden können. Ideen haben die Ehrenamtlichen viele - und Schritt für Schritt setzen sie sie um. Bald soll es eine Art Börse geben, auf der Arbeitssuchende und Arbeitgeber ihre Angebote einstellen können. Auch schnelles Internet im Wasch-Café ist denkbar. Und das Wichtigste: Aus dem Füreinander werde ein Miteinander, sagt Brigitte Krips. Und dafür stehen auch Hoshank Mirza und Naima Ouffal.

(resa)
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