Wermelskirchen Gesundheitskarte macht Stadt viel Arbeit

Wermelskirchen · Die Hoffnung, dass durch die Gesundheitskarte für Flüchtlinge der Arbeitsaufwand im Rathaus reduziert wird, hat sich nach einem Jahr nicht erfüllt. Ob Kosten gesenkt werden konnten, ist noch unklar.

Die vor einem Jahr eingeführte Gesundheitskarte für Flüchtlinge hat nicht zur erhofften Entlastung für die städtischen Mitarbeiter geführt. "Der Verwaltungsaufwand ist ungehindert groß", berichtete Beigeordneter Jürgen Graef im Ausschuss für Soziales und Inklusion. Die WNKUWG hatte von der Stadtverwaltung eine Zwischenbilanz über die Nutzung der elektronischen Gesundheitskarte in Wermelskirchen gefordert - vor allem unter finanziellen Aspekten.

Seit 1. Februar 2016 erhalten Flüchtlinge und andere Berechtigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Wermelskirchen eine elektronische Gesundheitskarte. Das hatte die Politik beschlossen. Wermelskirchen war die einzige Stadt im Rheinisch-Bergischen Kreis, die vor einem Jahr die Gesundheitskarte eingeführt hatte. Mit der Karte können Asylberechtigte im Krankheitsfall direkt einen Arzt aufrufen, ohne sich im Vorfeld bei der Stadt um einen Krankenschein oder eine Kostendeckungszusage bemühen zu müssen. Die Verwaltung erhoffte sich dadurch weniger Arbeitsaufwand und eine Kostenersparnis.

Was den Verwaltungsaufwand angeht, so hat sich die Hoffnung nach einem Jahr nicht erfüllt, machte Graef deutlich. Zur Kostenentwicklung konnte er noch keine Angaben machen, da die Abrechnung der Krankenkasse für das vergangene Jahr noch nicht zur Verfügung stehe. Zur Orientierung: Im Jahr 2015 lagen die Kosten für die Behandlung von Flüchtlingen bei etwa 250.000 Euro.

Die Stadt kalkulierte mit etwa 300 Gesundheitskarten, die im ersten Jahr in Wermelskirchen ausgegeben werden. Eine genaue Zahl nannte sie auf Nachfrage nicht. Mit der Karte wird ein zugewiesener Flüchtling als normaler Patient eines Arztes erfasst und unterliegt damit auch dem Budget des Arztes. Darin sah die Stadt auch das Einsparpotenzial. Aber: Nicht die Krankenkasse übernimmt die Heilbehandlungskosten - diese muss letztlich weiterhin die Stadt Wermelskirchen tragen. Zusätzlich muss die Stadt der zuständigen Barmer GEK in Bergisch Gladbach eine Verwaltungspauschale zahlen.

Dass die Kosten explodieren können, zeigen Fälle aus den vergangenen Jahren. So musste zum Beispiel ein Asylbewerber wegen Nierenproblemen in einer Uniklinik behandelt werden - rund 150.000 Euro kostete die Behandlung. Bis zur Summe von 70.000 Euro trägt die Stadt die Kosten, Beträge darüber übernimmt das Land. Ein weiteres Beispiel: Auch die Immunisierungsbehandlung bei Hepatitis ist teuer - eine Spritze kostet 20.000 Euro. Die Stadt hatte in der Vergangenheit einmal diese Behandlung bezahlt.

Jürgen Graef kündigte jetzt im Ausschuss für Soziales und Inklusion an, dass es zeitnah ein Treffen mit Vertretern der Barmer GEK geben werde. Dabei wolle man zum einen über die Kostenentwicklung sprechen und zum anderen über die Ursachen, warum der Aufwand für die städtischen Mitarbeiter weiterhin so hoch ist. "Eventuell gibt es ja Lösungen, wie wir den Verwaltungsaufwand reduzieren können", sagte der Beigeordnete. Im nächsten Ausschuss werde er darüber berichten.

(ser)
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