Wermelskirchen Ladendiebe tricksen mit Alufolie

Wermelskirchen · Die Zahl der Ladendiebstähle ist etwas zurückgegangen. Die Aufklärungsquote ist hoch, die Dunkelziffer aber laut Aussage der Polizei ebenfalls. In Wermelskirchen erbeuten die Täter bevorzugt Spirituosen und Lebensmittel.

 Schnell verschwindet das Etui in der Tasche. Inzwischen haben viele Geschäfte Ladendetektive angestellt.

Schnell verschwindet das Etui in der Tasche. Inzwischen haben viele Geschäfte Ladendetektive angestellt.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Im vergangenen Jahr haben in Wermelskirchen Ladendiebe 72-mal zugeschlagen. 2015 waren es 79 Diebstähle. 63 Fälle aus dem Jahr 2016 konnten aufgeklärt werden. Das ist eine Quote von rund 88 Prozent. "Die Quote ist so hoch, weil die meisten Täter, wenn sie entdeckt werden, unmittelbar angezeigt werden", sagt Kriminalhauptkommissar Bernd Höxter. "Die Dunkelziffer ist aber hoch."

Im Edeka-Markt Im Belten kommt es pro Jahr nach Schätzungen des Filialleiters Bernd Karbe zu etwa 40 Ladendiebstählen. Vor zwei Jahren waren es noch mehr. Ein Grund für den Filialleiter, einen Ladendetektiv zu engagieren. "Es waren damals einfach zu viele Ladendiebstähle", sagt Karbe. "Die Ladendetektivin war nur sporadisch da, aber das sprach sich in gewissen Kreisen herum und es wurde weniger mit den Diebstählen", erklärt der Filialleiter.

Den typischen Ladendieb gibt es nicht, das hat Karbe festgestellt. "Ich habe auch schon einen Stammkunden, den ich seit 25 Jahren kenne und mit dem ich mich immer gut unterhalten habe, beim Klauen erwischt. Er hat eine Nagelschere mitgehen lassen, obwohl er die auch hätte bezahlen können", sagt er. Der Kunde bekam von Karbe eine Anzeige. "Jeder, der bei uns stiehlt, wird angezeigt", stellt er klar.

Auch Bernd Höxter bestätigt, dass es nicht den typischen Ladendieb gibt. "Auch Omas klauen. Sei es, weil sie eine zu kleine Rente haben oder den Kick brauchen. Viele zahlen ihren Einkauf an der Kasse und lassen dann eine Sache wie Käse oder Wurst mitgehen", sagt er. Professionelle Täter, weiß Höxter, haben ihre Taschen mit dicker Alufolie ausgekleidet, damit das Sicherheitssystem am Ausgang keinen Kontakt mit der Ware aufnimmt und piept.

Beliebteste Beute laut Höxter: Lebensmittel und Parfüm. Im Edeka Im Belten stehlen die Täter Aufsteckzahnbürsten, Spirituosen sowie Rasierklingen oder auch Zigaretten. "Die gibt es mittlerweile nur noch bei der Kassiererin", betont Karbe.

Spirituosen sind oftmals die Beute von professionellen Banden. "Sie kommen meistens zu dritt, stecken sich 15 Flaschen in ihre umgenähten Jacken und sind in fünf Minuten wieder raus. Das geht ganz schnell und bleibt oft unbemerkt, weil sie sehr organisiert sind und immer ein Aufpasser dabei ist", erklärt Karbe. Die Banden seien aber nur auf gewisse Spirituosen aus: Jägermeister und Wodka. "Die können sie an Kneipen verkaufen und so Geld machen", sagt Karbe. Durch Ladendiebstähle entstehe in seinem Geschäft pro Jahr ein Schaden im hohen vierstelligen Bereich. Doch auch wenn Karbe die Diebe sogar auf Videoband hat - im Edeka halten Kameras alles fest -, gefasst werden die Täter selten. "Die Anzeigen verlaufen meistens im Sande", sagt er. "Einmal hatten wir gute Aufzeichnungen und die Autokennzeichen, aber das Verfahren wurde trotzdem eingestellt. Der Halter hatte das Auto verliehen. Die Polizei scheint ein bisschen überfordert zu sein", meint Karbe.

Bernd Höxter erklärt: "Oft gibt es Scheinhalter. Sie bekommen 50 Euro von den Tätern, wenn sie ein Auto für sie auf sich zulassen. Dann ist es ganz schwierig, die Täter zu ermitteln", sagt er. Die Täter reisen auch oft aus dem Ruhrgebiet oder vom Niederrhein an und begeben sich dann in der Region auf Diebestour. Selten komme es zu räuberischen Diebstählen. "Der Anteil liegt bei unter fünf Prozent", sagt Höxter. Er hat schon einige kuriose Fälle erlebt. Ein Paar hatte zum Beispiel über mehrere Monate hinweg Spielzeug für seine Kinder geklaut. Irgendwann wurde es bei einem Diebstahlsversuch vom Personal gestellt. In der Wohnung fand die Polizei Playmobil und Co. im Wert von über 1000 Euro.

In einem anderen Fall fuhr eine Diebesbande mit einem vollgepackten Einkaufwagen im Wert von 240 Euro durch den Eingang eines Discounters einfach hinaus. Ein anderer Kunde hatte die Schleuse beim Betreten des Geschäftes geöffnet. Das nutzten die Täter aus. Der Kunde benachrichtigte das Personal. Das konnte die Täter auf dem Parkplatz stellen. Höxter gibt einen Tipp: "Wer einen Ladendieb entdeckt, sollte sich diesem auf keinen Fall heldenhaft in den Weg stellen." Man solle das Personal informieren.

(eler)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort