Wermelskirchen Mutmaßlicher Schwerverbrecher weint vor Gericht

Wermelskirchen · Unter ungewöhnlich scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat am Düsseldorfer Landgericht gestern der Prozess gegen den Kopf der sogenannten Pfefferspray-Bande begonnen.

Dem 41-jährigen Marokkaner mit belgischem Pass wird vorgeworfen, zwischen September 2008 und November 2010 in 24 Fällen auf brutale Art und Weise Supermärkte, Möbelhäuser, Banken und Baumärkte ausgeraubt zu haben. In Wermelskirchen waren der Obi-Baumarkt und eine Sparkassenfiliale das Ziel der Bande. Die Beute hier: knapp 140.000 Euro.

Zum Auftakt weinte der Angeklagte vor Gericht, ein Geständnis gab es nicht. Fast eine halbe Stunde benötigte der Staatsanwalt, um die Vorwürfe gegen Said B. zu verlesen. Die Serie von Überfällen dürfte bundesweit außergewöhnlich sein. Für die Ermittlungsbehörden ist der Angeklagte ein mutmaßlicher Schwerverbrecher. Er wurde deshalb gefesselt auf die Anklagebank geführt und musste hinter Panzerglas Platz nehmen. "Wir halten diesen Mann für hochgefährlich", sagte der Staatsanwalt, "bei seiner Festnahme hatte er sich einen Schusswechsel mit der Polizei geliefert". Auch bei seinen Taten soll Said B. alles andere als zimperlich gewesen sein. So soll er zusammen mit mehreren bereits zu langjährigen Haftstrafen verurteilten Komplizen frühmorgens vor Geschäftsbeginn oder abends nach Geschäftsschluss in die Supermärkte oder Banken eingedrungen sein, um die Angestellten massiv zu bedrohen oder zu misshandeln. "Geld raus, wir knallen Euch ab", soll der Angeklagte an diversen Tatorten gerufen haben. Viele Opfer sind bis heute traumatisiert, auf manche wurde sogar geschossen, etliche wurden verletzt. Von der Polizei wurden B. und seine Mittäter als "Pfefferspray-Bande" bezeichnet, weil viele Opfer ohne Not mit Pfefferspray traktiert wurden. Die Beute bei den Raubzügen war gewaltig: Insgesamt sollen B. und seine Komplizen 700 000 Euro erbeutet haben.

Von einem Geständnis wollte Said B. gestern noch nichts wissen. Seine Verteidigerin kündigte aber für einen der nächsten Verhandlungstage eine Aussage an. Für ihren Mandanten geht es im Prozess um alles. Ihm drohen nicht nur 15 Jahre Haft, sondern auch Sicherungsverwahrung. Das Urteil soll erst im August verkündet werden.

(RP)
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