Wermelskirchen Warum Kabarettist Pufpaff auch Salafisten grüßen würde

Wermelskirchen · Was braucht der Kabarettist, um lustig zu sein? Konflikte - um sich daran frohgemut abzuarbeiten. Wenn er es denn kann. Sebastian Pufpaff - der Mann heißt wirklich so! - kann es.

2010 gewann er den Publikumspreis im Wettbewerb "Prix Pantheon", voriges Jahr moderierte er ihn. Am Samstag füllte er die Bogenbinderhalle der Katt. Pufpaffs Konflikt: Es gab keinen. Grund genug, sich zu wundern. In Wermelskirchen scheine die Welt noch in Ordnung zu sein, sagte er. Leute essen Eis und stehen herum - auf der Straße! Alles ist gut. So, wie in Romantikhotels, in dem sich die küssenden Pärchen schmatzend beim Frühstück die ewige Liebe versprechen. Um sich später scheiden zu lassen. Wie jede zweite Ehe in Deutschland.

Trügt der Schein? Und schon ist er da, der Konflikt: Hinterm schönen Schein grinst das Grauen. Und wenn trotz allem mal was funktioniert - etwa ein freundlicher Servicemann in der Hotline -, liefert genau das den Grund, sich aufzuregen. Urplötzlich kann der erheiterte Mensch im Publikum der Katt feststellen, dass er selbst dort oben auf der Bühne steht: Pufpaff hält ihnen allen den Spiegel vor.

Ohne Konflikte regiert Langeweile im Leben; der Mensch lässt sich unterhalten. Klappt das nicht, wird er selbst zum Tier oder bastelt sich seine eigene Welt. Er fährt beim Reißverschlussverfahren auf der Autobahn brutal bis zum Einfädelpunkt, um die anderen zur Vollbremsung zu zwingen. Und wehe, sie machen bereitwillig Platz! Der Mittelfinger ist ihnen sicher. Als Zeichen gelebter Emanzipation hält man(n) der Frau die Tür zu und nicht auf - damit sie zeigen kann, was in ihr steckt. Alle sind durchgehend liberal - für alles und gegen nichts. Keine Rücksicht vor Rollstuhlfahrern - das ist lebendige Inklusion. Überall wird das Gute gesehen. Auch im nicht zielgenauen Sturmgewehr G 36. Man kann es durchaus als Knüppel verwenden, der schießen kann.

Schließlich sind alle gleich doof. Mit dieser Einstellung essen alle verdorbene Leberwurst und haben nach fünf Tagen Qual durch eine Lebensmittelvergiftung sechs Kilo abgenommen. Toll! Manche wollen großspurig 900-Gramm-Kobe-Rindfleisch kaufen und verstecken es dann angesichts des Preises von 276 Euro heimlich in der Tiefkühltheke und lernen so merkwürdige Produkte wie etwa "Beifuß" (fürs Hundefutter?) kennen.

Solche nicht bierernsten Bilder im Kopf blieben am Samstagabend haften. Die Zuschauer amüsierten sich köstlich. Übrig blieb ein Fanal gegen die Gedankenlosigkeit. Es ging darum, die Welt zu erkennen, was sie wirklich ist: ein Irrenhaus. Und darum, nicht alles mitzumachen. Also beim nächsten Mal den Salafisten einen "Guten Tag" wünschen. Vielleicht freuen sie sich ja darüber.

(bege)
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