Wesel Alte Rheinbrücke in zwei Teilen

Wesel · Passend zum Tag der Deutschen Einheit wurde die alte Weseler Rheinbrücke in der Mitte entzweit. Ein geschichtsträchtiger Tag, den viele Ausflügler von der neuen Brücke gespannt verfolgten. Sie sahen, wie auf der Fachwerkbrücke sechs Stunden lang die Funken flogen.

Die Rheinbrücke wird in zwei Hälften geschnitten
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Die Rheinbrücke wird in zwei Hälften geschnitten

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Schützend hält sich Jonas Eckholt die Hand über die Augen, um trotz Sonne ganz genau zu sehen, was da vor sich geht. "Der hat schon wieder ein Stück raus", erklärt der Sechsjährige mit Blick auf die funkensprühenden Arbeiten vor ihm fasziniert. Zusammen mit seinem Vater Thomas Eckholt ist er extra mit dem Fahrrad aus Alpen zur neuen Weseler Rheinbrücke gekommen, um bei einem weiteren Meilenstein auf dem Weg zum Abriss der alten Brücke dabei zu sein. "Das ist einfach interessant zu sehen", erklärt sein Vater.

So wie die beiden machten sich am Tag der Deutschen Einheit viele Ausflügler auf den Weg, um von der neuen Rheinbrücke zu beobachten, wie die eins als Provisorium gebaute Brücke nun halbiert wird.

Beste Sicht vom "Logenplatz"

Selbst für die wenigen Uninteressierten, die mit dem Rad von Büderich einfach nur Richtung Wesel wollten, hieß es absteigen, denn während bei den Abbrucharbeiten der Stahlbrücke die Funken folgen, gruppierten sich die Augenzeugen des Spektakels in Zweierreihen auf der neuen Rheinbrücke.

Irmgard und Josef Overhoff hatten sich einen "Logenplatz" in der ersten Reihe direkt auf Höhe der Arbeiten gesichert. Von hier aus verfolgten sie, wie die Experten der Firma Jaeger aus Sachsen-Anhalt Stück für Stück Stahlteile aus dem nördlichen Träger schnitten, und diese dann langsam auf den Brückenboden herabseilten. "Das ist faszinierend. Ich weiß noch, wie ich mit der Schulklasse hier war, als die Brücke gebaut wurde", erklärt der 70-Jährige .

Dabei ist er besonders fasziniert von der Technik und den statischen Begebenheiten. "Ich bin Heizungsbauer von Beruf, mit dem Schneidbrenner könnte ich auch umgehen", sagt Josef Overhoff. Mit den Brückenarbeitern tauschen wolle er dann aber doch lieber nicht.

Kein Wunder, mussten diese doch in schwindelerregender Höhe schweißtreibende Arbeiten verrichten. Auf ihrem gelben Hubwagen "schwebten" sie zwölf Meter über der Fahrbahn der alten Brücke — und damit 32 Meter über dem Wasserspiegel des Rheins. Mit dem 1600 Grad heißen Schneidbrenner trennten sie Stück für Stück aus dem nördlichen "Obergurt" der stählernen Fachwerkbrücke heraus. Später folgte der südliche Obergurt und schließlich die unteren Träger.

Dazu waren die Männer mit Atemschutzgeräten ausgestattet, aufgrund der durch das Abplatzen von alter Farbe entstehenden Dämpfe. Ein harter Job, in dem die ein oder andere kleine Zwangspause durchaus gelegen kam.

Die gab es immer dann, wenn ein Tankschiff die Brücke passierte — auch wenn der vorgeschriebenen Sicherheitsabstand eingehalten wurde. Sicher ist sicher. "Denn Funken könnten diese Schiffe zum explodieren bringen", sagt Franz-Josef Scheuer vom Landesbetrieb Straßen NRW.

Nach sechs Stunden Funkenflug und vorheriger Vorarbeit war die Brückenteilung schließlich gegen 17.30 Uhr vollbracht. Auch für die Verantwortlichen ein besonderer Moment. "Ich habe zwar schon vieles gemacht, aber eine Rheinbrücke abzubauen, das ist für mich Premiere", so Scheuer.

Nun klafft ein rund 50 Zentimeter großer Spalt zwischen den beiden Hälften. Bis die Brücke Stück für Stück abgebaut wird, dauert es noch ein bißchen. In den nächsten zwei bis drei Wochen werden beide Teile nicht bewegt.

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