Wesel Ein Rundgang mit allen Sinnen

Wesel · Auf dem Berliner-Tor-Platz ist noch heute und am verkaufsoffenen Sonntag der Nikolausmarkt aufgebaut. Wir wollten wissen, wie Besucher den Markt erleben. Deshalb haben wir ihn einer besonders genauen Prüfung unterzogen.

Wesel: Ein Rundgang mit allen Sinnen
Foto: tim harpers

Es ist kalt an diesem Dezemberfreitag. Die Kinder auf der Eisbahn sind viel zu dünn angezogen. Sie lachen trotzdem, jagen sich über das Eis und schreien wild durcheinander. Um die Eisbahn herum herrscht Gedränge: Am Berliner Tor hat der Nikolausmarkt begonnen. Noch bis Sonntag bieten dort rund 30 Aussteller ihre Waren feil. Doch wie fühlt sich sich so ein Marktbesuch eigentlich an? Wie riecht, wie schmeckt und wie klingt der Nikolausmarkt? Ein Entdeckerrundgang.

 Es gibt viel Selbstgemachtes.

Es gibt viel Selbstgemachtes.

Foto: Markus Joosten

Sehen Knapp 30 kleine hölzerne Büdchen stehen um das Berliner Tor herum. Von außen sehen sie alle gleich aus, ihr Innenleben ist individuell. Händler bieten in den Hütten überwiegend Kunsthandwerk an und viel Selbstgemachtes - und Glühwein. Natürlich. Eine große Weihnachtspyramide überragt den Nikolausmarkt. Überall stehen mit roten Schleifen verzierte Tannenbäume. Die Menschen sehen glücklich aus. Sie lächeln, vielen ist kalt. Beim Atmen stoßen sie kleine Wölkchen aus. Sie sind dick eingepackt. Nur die erwähnten Kinder auf der Eisbahn nicht.

 Die Weihnachtspyramide.

Die Weihnachtspyramide.

Foto: tim harpers

Riechen Nelken und Zimt. Nach den ersten Metern sind diese Gerüche sofort präsent. Alles im Kopf schreit "Glühwein". So weit alles normal für einen Weihnachtsmarkt. Einige Meter weiter erreichen dann aber überraschende Eindrücke die Nase. Es riecht nach Asien - Ingwer, Sojasoße, Gemüse, schnell und heiß angebraten. Dann kippt das Geruchsbild ins Erdige ab. Das Aroma des Rindenmulchs, der um die Eisbahn verteilt ist, drängt sich auf. Die Deko-Bäume duften harzig und der Geruch der Tannennadeln ist beim Rundgang über den Nikolausmarkt ständiger Begleiter. Es weihnachtet in der Nase.

Schmecken Am stadtwärts gelegenen Eingang des Festplatzes gibt es Flammkuchen. Und der schmeckt wie er soll: klassisch-gut. Mit kräftigem Speck und scharfen Zwiebeln. Einige Meter weiter steht ein Wok-Büdchen - daher der fernöstliche Geruch. Die freundliche Dame bereitet auf Wunsch scharfe Gerichte zu. Der Blick auf die Karte verspricht Chili, Kokos- und Zitrusnoten. Für die Süßmäuler gibt es Crèpes, Waffeln und sogenannte Cronuts - Hybriden aus Croissants, Donuts und Schokolade.

Hören Etwas fehlt hier. Die Leute unterhalten sich, der typische akustische Grundpegel liegt in der Luft. Der, der immer zu hören ist, wenn sich viele Menschen auf engem Raum bewegen. Es wird gelacht. Irgendwo hört man das Klackern eines Glückrades. Irgendwann ist klar: Es ist die Musik, die einem fehlt. Kein "Last Christmas", kein "Let it snow", kein "Driving home for Christmas". Man hört das Kratzen von Kufen auf Eis, das Rascheln warmer Kleidung und viele Personen, die dicht beisammen stehen. Und man hört die vielen johlenden Kinder. Seltsam nur, dass man sie nicht laut bibbern hört. Schließlich sind sie viel zu dünn angezogen.

(th)
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