Tönisvorst Einzigartig: roter Apfelsaft aus Tönisvorst

Tönisvorst · Auf dem Obstgut Tackheide II läuft in diesen Tagen die Saftpresse auf Hochtouren. Nun wird auch wieder der rote Apfelsaft abgefüllt, der aus dem Königsapfel gepresst wird. Der frische Apfelsaft kommt jetzt in die Läden.

 Mitarbeiter Mateusz Augustyniak überwacht das Pressen: Oben rechts werden die Äpfel eingefüllt, in der Mitte werden sie zermalmt, unten in der Siebbandpresse wird der Saft herausgedrückt, übrig bleibt Apfel-Trester.

Mitarbeiter Mateusz Augustyniak überwacht das Pressen: Oben rechts werden die Äpfel eingefüllt, in der Mitte werden sie zermalmt, unten in der Siebbandpresse wird der Saft herausgedrückt, übrig bleibt Apfel-Trester.

Foto: ACHIM HÜSKES

Auf dem Obstgut Tackheide II ist die Apfelernte in vollem Gange, und damit auch die Produktion von Apfelsaft. Seit 1992 stellen Rudolf Schumacher und Sohn Bernd den Apfelsaft selber her, die Äpfel kommen also nicht in eine Mosterei und dann in Flaschen oder Schläuchen wieder zurück auf den Hof. Die neue Presse und Flaschenabfüllanlage ist jetzt im zweiten Jahr in Betrieb. Alles wird auf Tackheide selber gemacht. Zwei Stunden nach der Ernte ist der Apfelsaft in der Flasche. "Frischer geht es nicht", betont Bernd Schumacher mit berechtigtem Stolz.

Mit dem Gabelstapler wird eine neue Großkiste mit den frischgeernteten Königsäpfeln geholt. Dann kippt die Ladevorrichtung nacheinander 300 Kilogramm Äpfel in die Saftpresse. Zuerst werden die Früchte gewaschen, dann zermalmt. Auf einer Siebbandpresse wird dann der Saft aus dem Fruchtfleisch gewonnen, übrigbleibt der fast ganz trockene Trester, der früher an die Schweine verfüttert wurde, heute aber nur noch als Dünger dient. Der aufgefangene Saft kommt im nächsten Schritt in die Zentrifuge, um noch grobe Schwebteile aus dem Saft herauszuholen. Anschließend wird der Saft für kurze Zeit auf exakt 78 Grad erhitzt, pasteurisiert, um ihn zwei Jahre haltbar zu machen. Die Vitamine und Mineralien bleiben dabei aber erhalten. Noch warm wird der Saft auf Flaschen gefüllt. Automatisch wird ein Schraubverschluss aufgesetzt und zugedreht, dann wird eine Schrumpffolie auf den Flaschenhals aufgesetzt und ein Etikett aufgeklebt.

Der rote Königsapfel ist für die Apfelplantage der Familie Schumacher ein Alleinstellungsmerkmal. Der rote Königsapfel kommt vom Bodensee. Rudolf und Bernd Schumacher haben vom Erst-Erzeuger die Erlaubnis, diese Sorte in ganz NRW zu vertreiben. Auf den Plantagen von Schumacher stehen davon 60 Bäume, werden jährlich rund 40 Tonnen größtenteils zu Säften, Apfelchips oder Apfelmus verarbeitet. Für den direkten Genuss ist der Apfel zu sauer, der Geschmack geht in Richtung Boskop. Das Besondere an diesem Apfel ist aber nicht die rote Schale, sondern das rote Fruchtfleisch. Fachleute halten diesen roten Farbstoff für besonders geeignet, freie Radikale im Körper des Menschen einzufangen. Im Nährstoffprofil des besonderen Apfels verbergen sich bis zu 20 Mineralstoffe.

Auch wenn sich 50 000 Liter Saft für manchen viel anhört, ist die Direktpressung auf dem Hof eher ein Steckenpferd, wie Bernd Schumacher eingesteht. Ganz am Anfang habe man die roten Äpfel an eine Mosterei geliefert – und zurück kam ein unansehnlicher brauner Saft. Was war passiert? In der Safterei war der Apfelsaft auf 90 bis 95 Grad erhitzt, also regelrecht gekocht worden, um ihn haltbar zu machen. Das war für Bernd Schumacher das Schlüsselerlebnis. Er beschloss, es besser zu machen. Er holte sich Rat bei Peter Neumayer, Inhaber einer Kellereimaschinenfirma in Rheinland-Pfalz.

Der Erfolg gibt ihm recht. Der rote Apfelsaft war bereits im April ausverkauft, die übrigen Apfelsaftsorten Ende Mai. Im Angebot sind sortenreine Apfelsäfte für Elstar, Wellant und Rubinette sowie ein Drei-Sorten-Apfelsaft, der verschiedene Apfelsorten vereint. Hier ist der polnische Mitarbeiter Mateusz Augustyniak ein wahrer Zauberer, der immer wieder mit neuen Mischungen experimentiert.

Wie beim Wein komme es auch beim Apfelsaft darauf an, gute Früchte zu verarbeiten. Die meisten Säfte, die man in Supermarkt kaufe, seien mit Apfelsaftkonzentrat hergestellt. China exportiere davon immer mehr Mengen in die EU. Herkömmliche Apfelsäfte würden zweimal erhitzt, einmal nach dem Pressen und ein weiteres Mal vor dem Abfüllen. Pressen und Abfüllen direkt nach der Ernte ist so gesehen der schiere Luxus.

(RP)
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