Xanten Das Krematorium soll gebaut werden

Xanten · Kurz vor 23 Uhr fiel gestern im Hauptausschuss die Entscheidung in geheimer Abstimmung: Grundstück wird verkauft.

In nicht-öffentlicher Sitzung beriet der Hauptausschuss am Donnerstag fast fünf Stunden lang über den Bau des Krematoriums in Birten. Das Projekt wäre endgültig gestoppt gewesen, wenn die Stadt Xanten das Grundstück nicht an den Investor verkauft. Doch in geheimer Abstimmung gab es kurz vor 23 Uhr eine Mehrheit von 12 zu neun Stimmen für den Verkauf. Den Gegnern, die zuvor teilweise versuchten, trotz der Nicht-Öffentlichkeit der Sitzung ins Rathaus zu gelangen, bleibt nun vermutlich nur noch der Klageweg. Mehr Details wird Bürgermeister Thomas Görtz heute in einer Pressekonferenz bekanntgeben.

Die Brisanz des Baus eines Krematoriums in Birten war politischen Entscheidungsträgern schon im Vorfeld bekannt. In Birten wurde die Abschrift einer Mail von Bürgermeister Thomas Görtz verbreitet, die unserer Redaktion vorliegt. Die Nachricht vom 23. Mai bezieht sich auf eine Vorabinformation an die Lokalpolitik. Sie verweist auf eine ähnlich gelagerte Situation im westfälischen Nottuln: "Nach Rücksprache mit dem BM (Bürgermeister, die Red.) teilte dieser mir mit, dass eine Bebauungsplan-Änderung im Gewerbegebiet notwendig war. Auch ohne Abschiedshalle nur mit einer Verbrennung." Gegebenenfalls sollte der Fachbereich in Nottuln angerufen. Görtz schließt seine Mail an den Technischen Dezernenten Niklas Franke mit Kopie an Wirtschaftsförderer Helmut Derksen und Martin Stock damit, dass es in Nottuln "deswegen richtig Stress mit Unterschriftensammlung und Protest" gegeben habe. Görtz bat darum, den CDU-Fraktionsvorsitzenden Pankraz Gasseling, den Planungsausschussvorsitzenden Bours und die Ratsvertreter Dietmar Leyendecker und Wolfgang Janßen zu informieren, "sonst gibt es nachher wieder Ärger".

Görtz bestätigte gestern diese Mail. Allerdings gab es beim Abschreiben Fehler: So wurde aus FR Fraktionssitzung gemacht. Die Mail war aber eine Folge der Führungsrunde der Stadtverwaltung im Rathaus. Tatsächlich habe Franke danach mit Gasseling und Bours gesprochen, die keine schwerwiegenden Bedenken gehabt hätten. Eine Woche später habe er das Thema dann bekanntlich in der Runde der Fraktionsvorsitzenden getragen, wo es ebenfalls keine Bedenken von Seiten der Politik gab. In Nottuln schwelt seit vielen Monaten ein Konflikt ähnlich dem in Birten. Bürger wehren sich gegen die Ansiedlung eines Krematoriums, planungsrechtlich musste das als Standort vorgesehene Gewerbegebiet neu definiert werden, da dort nach altem Recht keine kulturellen Zwecke zulässig seien - und darunter würde auch ein Krematorium fallen. Unternehmer machten Front gegen die Anlage, weil sie Geschäftseinbußen befürchten. Das Grundstücksgeschäft mit dem Gronauer Investor hat inzwischen mit knapper Mehrheit den Rat passiert.

Für Hermann Janßen, langjähriges Ratsmitglied der CDU in Birten, sind die Vorgänge rund um das Krematorium ein weiteres Beispiel dafür, dass Bürger nicht früh genug in die Entscheidungen mit eingebunden würden, wie es die CDU in der Vergangenheit gefordert habe. Das Krematorium sei auch ein Thema für die Dorfwerkstatt - ein Instrument, um die Zukunft der Dörfer zu sichern und weiterzuentwickeln.

(pek)
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