Xanten Der Dom: Ein Zuhause für die Fledermaus

Xanten · In dem alten Gemäuer leben nach letzten Untersuchungen sechs verschiedene Arten der hierzulande immer seltener werdenden Säugetiere. Das dokumentiert jetzt auch eine Plakette des Nabu.

 Freuen sich über die Anerkennung (von links): Küster Bruno Müller, Propst Klaus Wittke, Johannes Schubert, Leiter der Dombauhütte, Bürgermeister Thomas Görtz, Sarah Sherwin (Projektkoordinatorin des Nabu-Landesverbands) und die Fledermausexperten Brigitte und Werner Fellmann.

Freuen sich über die Anerkennung (von links): Küster Bruno Müller, Propst Klaus Wittke, Johannes Schubert, Leiter der Dombauhütte, Bürgermeister Thomas Görtz, Sarah Sherwin (Projektkoordinatorin des Nabu-Landesverbands) und die Fledermausexperten Brigitte und Werner Fellmann.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Den einen jagen sie einen Schauer über den Rücken, die anderen sehen in ihnen nützliche Tiere, die es zu schützen gilt. Sie sind faszinierend und fremd, gelten als geheimnisvoll, was gerade zur Sagen- und Mythenbildung beigetragen hat. Der Mensch hat eben ein ambivalentes Verhältnis zur Fledermaus. "Doch mit dem wahren Leben der einzigen fliegenden Säugetiere hat dies nur wenig zu tun", sagt Sarah Sherwin vom Naturschutzbund (Nabu). "Denn Fledermäuse sind nicht angriffslustig, und sie trinken auch kein Menschenblut." Gemeinsam mit Werner Fellmann, Experte für diese Tiere bei der Xantener Nabu-Ortsgruppe, plädiert sie eindringlich dafür, den Tieren eine Rückzugsmöglichkeit zu geben. Als zweites Gebäude nach dem ehemaligen RWE-Turm auf der Bislicher Insel übergaben sie nun die Plakette "Fledermaus freundliches Haus" an den Hausherrn des Xantener Doms, Propst Klaus Wittke.

Die Plakette ist eine gemeinsame Aktion des Nabu, des Umweltministeriums des Landes und des Landesfachausschusses Fledermausschutz. Nordrhein-Westfalen war im Oktober 2013 als eines der letzten Bundesländer damit gestartet. "Der Dom ist das richtige Gebäude für diese Auszeichnung", freut sich Fellmann. Nach der letzten Untersuchung leben hier sechs verschiedene Fledermausarten, darunter auch die hierzulande äußerst seltene Hufeisennase. Sie wurde bereits in den 1990er Jahren im Dom entdeckt. Johannes Schubert, Leiter der Dombauhütte, kann sich noch gut daran erinnern. "Zuerst hörten wir ein Fauchen und dachten an einen Marder", blickt er zurück.

"Der dauerhafte Erhalt von Fledermausquartieren ist von unschätzbarem Wert für den Schutz dieser vom Aussterben bedrohten Tiere", heißt es in der Urkunde zur Plakette. Sherwin und Feldmann hoffen darauf, dass noch viele Hausbesitzer die notwendigen Möglichkeiten schaffen und den Tieren Unterschlupf bieten. Viel bedarf es dazu nicht; eine Ritze oder ein Spalt reicht oft. Doch selbst dann ist es Glückssache, ob die Tiere das Angebot auch annehmen. Wenn ja, kann der Mensch wesentlich von ihrer Umtriebigkeit profitieren. Immerhin kann ein Exemplar in einer Nacht bis zu 4000 Mücken verspeisen.

Vor allem der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft oder als Holzschutz in der Vergangenheit hat die Bestände erheblich gefährdet. Dazu kommen neuerdings die energetischen Gebäudesanierungen, die ein Haus möglichst hermetisch, also ohne Ritzen und Fugen, nach außen hin abdichten. Daher sind jetzt bis auf die Zwergfledermaus alle anderen Arten geschützt und stehen auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten. "Der natürliche Lebensraum wird immer kleiner. So suchen viele Fledermäuse in Städten und Dörfern nach einer neuen Bleibe", sagt Fellmann. "Doch wenn sie keine Gelegenheit haben, ihre Jungen aufzuziehen, zu überwintern oder den Tag verschlafen zu können, ist ihr Überleben bedroht. So hat der Verlust von Quartieren schließlich dafür gesorgt, dass Fledermäuse in ganz Europa unter strengem Schutz stehen."

(pek)
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