Xanten Der Erlebniswert der Nibelungen

Xanten · Im Frühjahr soll mit dem Nibelungen(h)ort ein weiteres Museum an den Start gehen. Die mittelhochdeutsche Dichtung, die zugrunde liegende Geschichte, Filme und Kuriositäten aus heutiger Zeit sollen spannend und publikumswirksam inszeniert werden.

Der Geruch nach frischem Putz und Farbe liegt in der Luft. Baustellenstaub auf dem Fußboden zeigt an: Hier wird noch gearbeitet. Man braucht schon etwas Fantasie, um sich vorzustellen, dass schon im Frühling der Nibelungen(h)ort Xanten seine Pforten für Besucher öffnen soll.

Noch sind die Wände kahl, und die Exponate, anhand derer die Rezeptionsgeschichte des Sagenhelden Siegfried von Xanten und der Nibelungen nacherzählt werden soll, lagern in einem großen Archivschrank in einem der schon fertig renovierten Büroräume.

Die besonders wertvollen Stücke der Sammlung hat Museumsleiter Dr. Ralph Trost an einem gesicherten Ort untergebracht. Doch es soll nicht mehr allzu lange dauern, bis sie zurück ans Tageslicht geholt werden.

Entwürfe stammen von Studenten

Hinter den Kulissen laufen bereits fieberhaft die Vorbereitungen für die Einrichtung der Dauerausstellung in den Räumen des ehemaligen Regionalmuseums und im historischen Meerturm. Bis Mitte Januar sollen die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sein.

Danach kann mit dem Einbau der Ausstellung begonnen werden. Die Möbel werden derzeit schon gebaut. Die Entwürfe dazu haben Studenten des Fachbereichs Design der Hochschule Niederrhein in Krefeld gezeichnet. Die bauliche Umsetzung wird von Prof. Bernd Grahl beratend begleitet. "Wir sind jetzt in der spannendsten, aber auch heikelsten Phase, in der sich alles Stück für Stück zu einem Ganzen zusammensetzt. Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, sind endgültig", sagt Trost.

Rund 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche in 13 Räumen wollen besuchergerecht gestaltet werden. Den Grundstein, was die Inhalte betrifft, hat eine Wissenschaftskommission aus führenden Museologen, Literatur- und Geisteswissenschaftlern bereits gelegt. Aus dem vorhandenen Material eine publikumswirksame Ausstellung zu konzipieren, die informativ und zugleich spannend inszeniert ist, wird in den nächsten Wochen und Monaten die wichtigste Aufgabe sein.

Ein Mann aus der Praxis

Neben Design-Spezialist Prof. Grahl hat sich der Museumsleiter mit Friedhelm Hussmann von der Firma Meerturm Design einen praxiserfahrenen Fachmann ins Team geholt. "Als Messebauer weiß er genau, was machbar ist und was nicht. Wichtig ist, dass wir die richtige Verbindung von Form und Inhalt hinbekommen", so Trost.

Gerade der große Anteil an Bild- und Buch-Material in der Sammlung, im Fachjargon auch als "Flachware" bezeichnet, stellt die Ausstellungsmacher vor Herausforderungen.

"Der Nibelungen(h)ort soll kein Vitrinen-Museum werden", betont Trost. Alle Möbel werden für die Ausstellung maßgeschneidert. Die ganzheitliche Inszenierung der Räume, die sowohl dem Informationsgehalt als auch einem hohen Erlebniswert gerecht wird, hat oberste Priorität.

Über 1500 Jahre europäische Gesellschafts- und Kulturgeschichte sollen im Museum erzählt werden. Als roter Faden dient die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Nibelungensage von der Völkerwanderung bis in unsere Zeit. Ein gewaltiges Projekt, das mit großem Engagement und sicher nicht ohne die dazugehörige Portion Idealismus auf die Zielgerade gebracht wird.

Als "sportliches Ziel" hat der Museumsleiter die Woche vor den Osterferien als Eröffnungstermin festgelegt. Die Arbeit im Team schweißt zusammen. "Das Museum ist unser Baby. Und alle wollen es haben", sagt Trost. Wie groß das Interesse auch in der Bevölkerung sei, merke er daran, dass er häufig auf der Straße angesprochen werde und Hinweise auf neue Exponate bekomme. "Das wichtigste für mich ist, dass die Menschen den Nibelungen(h)ort als ihr Museum annehmen", so Trost.

(RP)
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