Zum Sonntag Geistlicher Weckruf am Geburtstag der Kirche

Xanten · Pfingsten naht - und doch machen sich so viele Gedanken um die Zukunft der Kirche. Sorgenvoll richten sie den Blick auf schrumpfende Mitgliederzahlen, Pfarrermangel, überflüssige Gebäude und vor allem weniger Geld. Darum werden Konzepte aufgelegt, Vorsorgepläne, wie man dem drohenden Verfall entkommen könnte. Da wird dann gerne in großen Strukturen gedacht, die man professionell, am besten zentral steuert, um eine "flächenmäßige Versorgung" zu gewährleisten.

Weg vom alten Kirchturmdenken hin zu großen Fusionen. Hört sich gut an, oder? Und doch erinnert mich das alles an Unternehmensstrategien. Als ob Kirche so etwas wäre wie ein Dienstleistungsbetrieb, ein Serviceunternehmen, das man nur einfach effektiver organisieren muss, und dann ist alles perfekt. Aber in Wahrheit ist Kirche kein Betrieb, sondern die Versammlung von Menschen, die auf Jesus Christus allein hoffen und warten. Die Begegnung von Menschen an einem Ort, die sich geistlich verbunden fühlen und darum zusammen beten. Also wir selbst. Und diese Versammlung (Ekklesia) kann sehr klein sein wie damals in Jerusalem. Es können zwei oder drei sein, die in seinem Namen zusammenkommen. Wichtig ist, dass sie sich echt begegnen, dass Beziehung entsteht und man sich über den Glauben reell austauschen und verständigen kann. Das hört sich schwach an, provinziell, nicht groß, unspektakulär. Aber es zeigt doch etwas Gewaltiges: nämlich dass es einzig und allein an uns selber liegt, an jedem Einzelnen, ob es eine Gemeinde gibt oder nicht. Kirche ist kein Selbstzweck, sondern kann nur die Gemeinschaft der Gläubigen sein, die sich um Gottes Wort versammeln.

Christliche Gemeinden waren oft klein oder auch in der Minderheit. Und doch sind sie nicht selten zum Salz der Erde und zum Licht der Welt geworden, weil mancher Funke übergesprungen ist auf das große Ganze und Orientierung gegeben hat. Pfingsten ist das Geburtsfest der Kirche, aber auch der geistliche Weckruf an uns alle. Eine Zukunft der Kirche wird es ohne unseren Glauben und ohne unser persönliches Engagement gar nicht geben.

AUTOR DR. HARTMUT BECKS IST PFARRER DER EVANGELISCHEN KIRCHENGEMEINDE ALPEN.

(RP)
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