Xanten Sparkassen-Team erkennt Enkel-Trick

Xanten · Als eine 88-jährige Xantenerin ihre Ersparnisse abheben wollte, fiel den Mitarbeiterinen auf, wie angespannt sie war. Im Gespräch erkannte man den möglichen Betrug und verweigerte letztlich die Auszahlung. Ein Glücksfall.

 Enkeltrick erkannt: Gemeinsam entschied das Team der Sparkasse (von links: Julia Breidenbach, Birte Frie und Nadja Schmitz), das Geld nicht auszuzahlen.

Enkeltrick erkannt: Gemeinsam entschied das Team der Sparkasse (von links: Julia Breidenbach, Birte Frie und Nadja Schmitz), das Geld nicht auszuzahlen.

Foto: arfi

Die ältere Dame war spürbar nervös, als sie in der Sparkasse am Europaplatz einen hohen Geldbetrag von ihren Sparbüchern abheben wollte. Als Julia Breidenbach am Schalter nachfragte, was sie denn mit dem Geld vorhabe, sagte sie nur, das dürfe sie nicht sagen. Da schlugen alle Alarmglocken bei der jungen Bankkauffrau, die gerade zwei Tage zuvor ihre Prüfung abgelegt hatte. Kassierin Nadja Schmitz erging es genauso. Gemeinsam mit Zweigstellenleiterin Birte Frie sprachen beide erneut mit der Kundin und beschlossen letztlich, das Geld nicht auszuzahlen. Ein Glücksfall: Sonst wäre die Dame Opfer des so genannten Enkeltricks geworden und hätte ihre Ersparnisse verloren.

In der vergangenen Woche versuchten Betrüger gleich sieben Mal, sich bei älteren Menschen als Verwandte auszugeben, um an ihr Geld zu kommen (wir berichteten): einmal in Moers, zweimal in Wesel und gleich vier Mal in Xanten. Der Großteil der älteren Menschen erkannte die "Masche". Die 88-jährige Frau aus Xanten glaubte jedoch der vermeintlichen Nichte. Erst als die Betrügerin sofort auflegte, nachdem die Dame ohne das Geld im Taxi saß und ihr am Telefon sagte, sie müsse mit ihr zur Sparkasse kommen, um den Betrag in Empfang zu nehmen, wurde auch ihr klar, dass es nur um Betrug geht. Im Gespräch mit den Sparkassenmitarbeiterinnen hatte sie noch gesagt, das sei selbstverständlich wirklich ihre Nichte. Vom Enkelbetrug habe sie durchaus gehört, das sei aber nicht der Fall.

Für die Mitarbeiter der Sparkasse am Niederrhein eine schwierige Situation, denn am Ende kann natürlich jeder mit seinem Geld machen, was er möchte. Birte Frie: "Wir fragen bei größeren Auszahlungen routinemäßig, was der Kunde denn vorhabe. Die meisten Menschen erzählen gern. Wenn jemand sagt, das geht uns nichts an, ist das natürlich selbstverständlich auch so." Julia Breidenbach: "Das Ungewöhnliche war, dass sie sagte, sei dürfe es nicht sagen. Zudem wirkte sie sehr nervös und angespannt". So erlebte auch Kassierein Nadja Schmitz die Kundin, so dass sie die Dame in ein Büro bat und die Chefin dazu holte.

Birte Frie holte sich zudem Rat beim Hausjuristen. Der bestätigte, dass es richtig ist, die Auszahlung zu verweigern, wenn man erkennt, dass es eigentlich nicht der Wille der Kundin ist. "Wir haben sogar eine Fürsorgepflicht den Kunden gegenüber", ergänzt Jörg Zimmer, Pressesprecher der Sparkasse am Niederrhein.

Daniel Freitag von der Pressestelle der Kreispolizei mahnt zur Vorsicht: "Lassen Sie sich am Telefon keine Namen oder andere Informationen über Angehörige, Freunde oder Bekannte entlocken, zum Beispiel mit der häufig gestellten Frage: Rate mal, wer Dich anruft?. Übergeben Sie kein Geld an Personen, die Sie nicht kennen. Wenn Sie einen Anruf mit diesem Ansinnen erhalten, sprechen Sie darüber mit einer Person Ihres Vertrauens oder verständigen Sie sofort die Polizei." Insbesondere ältere Familienmitglieder sollte man vor Anrufen mit Geldforderungen warnen.

Bei der Sparkasse am Niederrhein werden die Mitarbeiter regelmäßig in Sachen Betrugsprävention geschult. "Wir habe ein Schulungsprogramm, das wir einmal im Jahr am Computer durchspielen müssen. So hört man dann auch von den neuesten Tricks und kann gezielt nachfragen", berichtet Julia Breidenbach.

Die Kriminalpolizei bittet alle, die ebenfalls derartige Anrufe bekommen zu haben, sich zu melden. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Für weitere Fragen, Anregungen und Tipps stehen die Mitarbeiter des Kommissariats Kriminalprävention/Opferschutz in Wesel (Schillstraße 46, Wesel, 0281 107 4420) kostenlos zur Verfügung.

(RP)
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