Xanten Steuerhinterziehung: Friseurin wegen Betrugs vor Gericht

Xanten · Eine Friseurmeisterin und ihr Sohn sollen in mehreren Geschäften Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben. In insgesamt fünf Friseursalons, einer davon in Xanten, sollen sie zum Teil keine Umsatz- und Lohnsteuer bezahlt haben. Seit gestern müssen sie sich unter anderem wegen Steuerbetrugs vor der Wirtschaftsstrafkammer des Duisburger Landgerichts verantworten.

Es droht eine lange und zähe Verhandlung zu werden, die gestern vor dem Duisburger Landgericht begann. Zehn Verhandlungstage sind angesetzt, seitenweise Zahlen und Daten müssen verlesen und schließlich überprüft werden. Zwei Steuerexperten begleiten den Prozess. Auch ein Sachverständiger ist dabei, er hatte überprüfen müssen, ob die 71-Jährige überhaupt Verhandlungsfähig ist.

Die Rentnerin stellte schon vor Verlesung der Anklageschrift die Geduld des Richters auf eine harte Probe. Sie verstehe kein Wort, sagte sie immer wieder. Dem Richter könne sie zwar folgen, gab sie an. Den Ausführungen des Sachverständigen, der ihre Verhandlungsfähigkeit attestierte, verstehe sie allerdings nicht. Sie sei schwerhörig, wiederholte sie immer wieder entrüstet und redete auf ihren Verteidiger ein. Auf den Vorhalt des Richters, warum sie kein Hörgerät trage gab sie an: "Ich bin eine arme Rentnerin, ich habe kein Geld." Der Richter mutmaßte dagegen, dass sie sich vor dem Prozess drücken wolle. Es sei ihre Pflicht sich so vorzubereiten, dass sie dem Gesagten folgen könne. Der Sachverständige bestätigte, dass die Frau ihn bisher in allen Gesprächen sehr gut verstanden habe. Sie habe zwar hin und wieder nachgefragt, bei einem Gespräch in Zimmerlautstärke aber Rede und Antwort stehen können. Darum verwundere ihn die plötzliche Taubheit. Um die Verhandlung fortsetzen zu können, erlaubte der Richter der Angeklagten, neben dem Zeugen zu sitzen. Dann konnte die Verhandlung weitgehend ungestört fortgesetzt werden. Der Staatsanwalt hatte endlose Zahlenkolonnen zu verlesen.

Laut Anklage führten die beiden mehrere Firmen. Die Friseurmeisterin soll jeweils als Chefin aufgetreten sein, ihr Sohn habe die Räume angemietet. "Gewinnmaximierung" nannte der Staatsanwalt als Grund, warum sie zum Teil weder Lohn- noch Einkommenssteuer bezahlt hätten. Der Betrieb auf der Marsstraße in Xanten sei zwar von Mai bis September 2008 mit zwei Angestellten geführt worden. Offiziell gab es aber keine Anmeldung beim Gewerbeamt. Auch Steuern wurden nicht bezahlt. Allein in Xanten sei ein Schaden von knapp 150 000 Euro entstanden. Die 71-Jährige will von allem nichts gewusst haben. Ihr verstorbener Mann habe die Geschäfte geführt, verteidigte sie sich. Der Sohn will am nächsten Verhandlungstag aussagen.

Der Prozess wird am 4. September fortgesetzt.

(bil)
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