Ottawa Angreifer schießen in Kanadas Parlament um sich

Ottawa · Bei Feuergefechten im kanadischen Regierungsviertel wurden mindestens zwei Menschen getötet. Die Hintergründe des Anschlags sind unklar.

Bei einem Anschlag auf das kanadische Regierungsviertel haben Unbekannte in Ottawa am Parlamentsgebäude einen Wachmann angeschossen und einen Soldaten am Weltkriegsdenkmal getötet. Auch einer von möglicherweise drei mutmaßlichen Tätern ist laut Polizei umgekommen. Das Krankenhaus bestätigte die Einlieferung von drei Patienten, von denen zwei in stabilem Zustand seien. Schüsse in einem Einkaufszentrum erwiesen sich einige Stunden später als Fehlalarm. Mindestens ein weiterer Angreifer sei noch flüchtig, hieß es am späten Abend. Die Lage war unklar. Auch Stunden nach dem Angriff glich der Parlamentshügel noch einem abgeriegelten Heerlager. Hatte der getötete Angreifer Komplizen? Die Polizei sagte zunächst nichts, nicht einmal, was für eine Waffe bei dem Toten gefunden wurde.

Der niedergeschossene Soldat kam schwer verwundet ins Krankenhaus, wo er drei Stunden später seinen Verletzungen erlag. Abgeordnete teilten per Twitter mit, dass der Tod des Soldaten bestätigt sei. Arbeitsminister Jason Kenney kondolierte über Twitter der "Familie des getöteten Soldaten" und erklärte, er bete für den verwundeten Wachmann am Parlamentsgebäude. "Kanada wird sich nicht terrorisieren oder einschüchtern lassen", erklärte Kenny.

Das Fernsehen zeigte dramatische Bilder aus dem Parlamentsgebäude, bei denen schwer bewaffnete Polizeibeamte auf der Suche nach den Tätern geduckt über die Gänge liefen, als Schüsse fielen. Premierminister Stephen Harper, der sich auch im Gebäude befand, wurde umgehend in Sicherheit gebracht. US-Präsident Barack Obama werde laufend über die Lage informiert, berichtete CNN. Die Sicherheitsstufe vor dem Angriff auf das kanadische Parlament war nach Angaben der Polizei auf mittlerem Niveau. "So ist sie seit Jahren und wir hatten keine Hinweise, die eine Verschärfung nötig gemacht hätten", sagte Gilles Michaud von der Royal Canadian Mounted Police.

Erst am Montag hatte ein mutmaßlicher Islamist zwei kanadische Soldaten mit dem Auto überfahren. Ein Soldat starb, der Täter wurde nach einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen. Unklar blieb zunächst, ob radikale Islamisten auch hinter den Angriffen von Ottawa standen und ob es einen Zusammenhang zwischen allen drei Taten gibt. Die Polizei wollte den Verdacht, dass Islamisten dahinter steckten, nicht bestätigen. Kanada beteiligt sich im Irak an den Luftangriffen des von den USA geführten Bündnisses auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Parlamentarier twitterten, dass während der Sitzung etwa 30 Schüsse zu hören gewesen seien. Sie seien sicher, aber in Angst, hieß es. Die ersten Schüsse fielen laut Polizei um 9.52 Uhr Ortszeit (15.52 deutscher Zeit) am Denkmal. Passanten versuchten, dem getroffenen Soldaten erste Hilfe zu leisten.

Medien zufolge beschrieben Zeugen einen Täter als langhaarigen Mann. Er habe erst auf den Soldaten gefeuert und sei dann mit seinem Gewehr zum Parlamentsgebäude gegangen. Die Polizei sperrte das Gebiet weiträumig ab und forderte alle Passanten auf, sich vom Parlamentshügel fernzuhalten. Das Gebäude wurde abgeriegelt. Das Gebiet in einem Park am Fluss Ottawa ist sonst frei zugänglich, Tausende Touristen lassen sich jeden Tag mit den Wachen fotografieren.

Das Denkmal für die Kriegstoten ist unmittelbar am Parlamentspark, nur durch eine Straße getrennt. Die Ehrenwache ist zwar bewaffnet, die Sturmgewehre dienen aber rein repräsentativen Zwecken. Unklar war, ob sie normalerweise überhaupt geladen sind.

(dpa)
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