Neue Untersuchungsergebnisse Experten: Kampusch-Entführer war Einzeltäter

Wien · Der Entführer von Natascha Kampusch war auch nach neuesten Erkenntnissen ein Einzeltäter. Wolfgang Priklopil habe "mit hoher Wahrscheinlichkeit" keine Helfer gehabt, erklärte ein internationales Expertenteam am Montag in Wien.

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Gleichzeitig kritisierte die Kommission, der auch das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) und das FBI angehörten, Ermittlungsfehler in dem Fall. Kampusch war acht Jahre in einem Kellerverlies bei Wien gefangen. Seitdem wird spekuliert, dass der Entführer Helfer oder Mitwisser hatte.

"Die Evaluierung hat ergeben, dass Wolfgang Priklopil die Entführung mit hoher Wahrscheinlichkeit alleine durchgeführt hat", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke. Eine zwölf Jahre alte Zeugin, die bei der Entführung zwei Männer gesehen haben will, hat sich den Experten zufolge geirrt. Die heute 25-jährige Kampusch, die für die neuen Ermittlungen nicht nochmal befragt wurde, hatte die Theorien von Mittätern immer als Hirngespinste bezeichnet. Auch die Untersuchungen der österreichischen Polizei hatten ergeben, dass Priklopil alleine handelte.

Ein Untersuchungsausschuss des österreichischen Parlaments empfahl trotzdem eine neue Evaluierung, um mögliche Ermittlungspannen zu prüfen. Seit Juli 2012 nahmen die Teams des BKA und der US-Bundeskriminalpolizei FBI den Fall deshalb nochmal unter die Lupe. Die Kommission kritisierte: Hinweisen auf Priklopil sei in der Anfangsphase nicht nachgegangen worden, sagte Ziercke. Allerdings hätten Beamte das Verlies im Keller ohne konkrete Hinweise kaum finden können, so Zierke. Auch Verbindungen in das Rotlichtmilieu oder zu einem Kinderpornoring "konnten trotz umfangreicher Ermittlungen nicht festgestellt werden".

Kampusch wurde als Zehnjährige gekidnappt und war acht Jahre in der Gewalt ihres Peinigers. Im August 2006 gelang ihr die Flucht. Priklopil warf sich daraufhin vor einen Zug und beging Selbstmord.

(dpa/felt/das)
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