Greenpeace-Experte zur Atomkrise in Japan Mit jeder Stunde sinkt Gefahr der Katastrophe

Hamburg (RPO). Die Entscheidung der japanischen Ingenieure, gezielt radioaktiven Dampf aus dem Atomkraftwerk Fukushima Daiichi im Nordosten Japans abzulassen, ist richtig. Das sagt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte bei Greenpeace.

Brände und Zerstörung nach dem Erdbeben
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Die Situation in der Kernkraftanlage sei keineswegs unter Kontrolle, und es gebe keinen Grund zur Entwarnung, betonte er gegenüber RP-Online. Es werde jedoch mit "sehr hoher Kompetenz" an der Lösung des Problems gearbeitet.

Die weitere Entwicklung in dem Atomkraftwerk abzuschätzen, in dem nach dem schweren Erdbeben eine Kernschmelze droht, sei äußerst schwierig, erklärte Smital.

Die Ingenieure vor Ort hätten nach seiner Beurteilung der Lage nicht nur mit dem Ausfall der Stromversorgung für die Kühlung der Reaktoren zu kämpfen. "Durch den Tsunami ist wahrscheinlich auch das Flusswasser verschlammt, das dürfte ein weiteres Problem sein", sagte der Kernphysker.

Radioaktiven Dampf gezielt abzulassen, um den Druck in der Anlage zu senken, sei "sinnvoll und notwendig". "Alle Maßnahmen, mit denen der gesamte Reaktor geschützt werden kann, sollten ergriffen werden", so Smital. Durch dieses Vorgehen könnten die Techniker vor Ort vor allem Zeit gewinnen - und die sei aus zwei Gründen unendlich wertvoll: Es könne weiter versucht werden, die Stromversorgung für die Kühlung wiederherzustellen.

Außerdem sinke mit jeder Stunde die Gefahr der ganz großen Katastrophe im Werk Fukushima. "Die Nachwärme nimmt immer weiter ab", erklärt der Greenpeace-Experte. Und je kühler der Reaktor werde, desto geringer sei das Risiko, dass große Mengen Radioaktivität austreten werden.

"Ich bin sicher, dass Strahlung austreten wird", sagt Smital. Wenn es den Japanern jedoch gelinge, den Reaktor stabil zu halten und dieser langsam immer kälter werde, bestehe jedoch die Hoffnung, dass sich die Lage ohne einen GAU beruhige.

Smital: "Eine Garantie kann niemand geben."

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