"Vatileaks"-Prozess beginnt Papst-Kammerdiener drohen vier Jahre Haft

Rom · Hinter den Mauern des Vatikans beginnt am Samstag der Prozess gegen den Kammerdiener des Papstes. Wird er verurteilt, drohen ihm bis zu vier Jahre Haft. Der Papst kann ihn aber auch begnadigen.

Die wichtigsten Figuren im Vatileaks-Skandal
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Im Prozess um die Enthüllungsaffäre "Vatileaks" drohen dem früheren Kammerdiener des Papstes bis zu vier Jahre Haft. Paolo Gabriele werde schwerer Diebstahl vorgeworfen, sagte Giovanni Giacobbe, Jurist am vatikanischen Berufungsgericht, am Donnerstag in Rom. Vier Jahre seien nach vatikanischem Recht dafür die Höchststrafe.

Gabriele muss sich an diesem Samstag vor einem Tribunal unter Vorsitz von Präsident Giuseppe Dalla Torre verantworten. Bei Gabriele waren unter anderem vertrauliche und teils brisante Dokumente aus der päpstlichen Wohnung sichergestellt worden, etwa zu einem angeblichen Mordkomplott gegen den Papst. In der "Vatileaks"-Affäre waren monatelang solche Dokumente an die Öffentlichkeit gelangt.

Prozess-Dauer völlig offen

Wie lange sich das Verfahren hinziehen werde, sei völlig offen, betonte Giacobbe. "Es gibt Prozesse, die am selben Tag zu Ende sind, und andere, die Monate dauern. Es gibt keine Regel." Der Angeklagte müsse nicht an der Verhandlung teilnehmen, jedoch sei die Vertretung durch einen Anwalt obligatorisch.

Der 46-jährige Ex-Kammerdiener hatte die Vorwürfe zugegeben, sich entschuldigt und den Papst um Gnade gebeten. Angehörige und Freunde sagten laut Nachrichtenagentur Ansa, Gabriele sei bedrückt. "Je näher der Prozess kommt, desto mehr wird ihm klar, wie sehr seine Taten seine ganze Familien betreffen", zitierte die Agentur aus dem Umfeld Gabrieles.

Wegen Beihilfe muss auch ein Informatiker für das Staatssekretariat des Vatikans verantworten. Nur acht Journalisten aus unterschiedlichen Ländern werden bei dem Verfahren direkt dabei sein. Erst nach der Verhandlung sollen die anderen Pressevertreter informiert werden, bis dahin gilt eine Sperrfrist. Es wird auch keine Bilder aus dem Gerichtssaal geben.

In dem ehrwürdigen, holzvertäfelten Saal mit lederbezogenen hochlehnigen Stühlen finden nur wenige Prozesse statt. Etwa 30 im Jahr seien es, sagte Giacobbe. Es gehe meist um Diebstähle auf dem Petersplatz oder ähnliche Dinge. 2007 musste sich in einem Drogenprozess ein Vatikan-Mitarbeiter verantworten, bei dem Kokain entdeckt worden war.

(dpa)
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