Österreich Plutonium aus UN-Labor ausgetreten

Wien (RPO). In einem Labor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Österreich ist hochgiftiges Plutonium ausgetreten. Die Behörde teilte am Sonntagabend mit, dass eine versiegelte Flasche, in der Plutonium aufbewahrt worden war, geplatzt sei. Fremdverschulden durch Dritte sei unterdessen ausgeschlosen, sagte ein Sprecher.

Dabei sei eine kleine Menge des hochradioaktiven Materials entwichen. Nach Angaben des österreichischen Umweltministeriums gab es jedoch keine Gefährdung von Umwelt und Menschen, da die Strahlung innerhalb des Sicherheitsbereiches der Anlage blieb.

Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls habe sich niemand in dem Labor aufgehalten, teilte die IAEA mit. Eine Beteiligung Dritter könne ausgeschlossen werden, sagte Sprecher Ayhan Evrensel auf die Frage, ob jemand in das Labor eingedrungen sei und die Flasche dabei zu Bruch gegangen sein könnte. Die Flasche sei in einem Tresor verschlossen gewesen. Aus IAEA-Kreisen verlautete laut APA, die Flasche sei vermutlich geplatzt, weil durch Gase, die das Plutonium im Inneren des Behältnisses freisetze, ein Überdruck entstanden sei. Die UN-Behörde kündigte eine Untersuchung an.

Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass es zu keiner Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt gekommen sei, teilte die Behörde mit. Nach Angaben des Umweltministeriums zeigten die österreichischen Messstellen keine erhöhte Strahlung an. Die IAEO verwies darauf, dass das Labor mehrere Sicherheitssysteme habe, unter anderem einen Luftfilter zur Entfernung von radioaktiven Partikeln aus der Abluft. Zudem gebe es eine ständige Messung des Plutoniumgehalts im Labor. Dieses System schlage bei der geringsten Abweichung vom Normalwert Alarm, was auch bei dem Vorfall am Sonntag der Fall gewesen sei. Ein erhöhter Plutoniumwert sei in jenem Raum, in dem die Flasche aufbewahrt worden sei, sowie in zwei weiteren Räumen festgestellt worden.

Winzige Mengen können Krebs auslösen

Das Labor befindet sich rund 35 Kilometer südlich von Wien auf dem Gelände der Austrian Research Centres. Die UN-Atomexperten untersuchen dort unter anderem Proben aus Staaten, die geheimer Atomwaffenprogramme verdächtigt werden. Die bei den Missionen genommenen Proben wiegen meist nur wenige Gramm. Allerdings ist Plutonium so giftig, dass schon winzige Mengen bei direktem Kontakt Krebs auslösen können.

Die Experten waren mit ihren Untersuchungen unter anderem an der Aufdeckung des geheimen iranischen Atomprogramms beteiligt. Während des Irak-Konflikts 2002/2003 lieferten sie Belege dafür, dass der Irak sein Nuklearprogramm nicht wieder aufnahm.

Die aus den 70er Jahren stammende Anlage gilt als veraltet. IAEA-Generaldirektor Mohamed ElBaradei räumte im November ein, dass sie nicht den Sicherheitsstandards der Vereinten Nationen entspreche. Er forderte die IAEA-Mitgliedsstaaten damals auf, 27,2 Millionen Euro für eine Aufrüstung des Labors aufzubringen. Es bestehe das Risiko, dass veraltete Schlüsselkomponenten des Labors ausfallen könnten. Dazu gehöre auch das Ventilationssystem zur Eindämmung radioaktiver Substanzen. Zudem besteht die Sorge, dass sich Terroristen Zugang zur Anlage verschaffen könnten.

(ap)
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