Ermittlungen in Südkorea Polizei sucht mit Großaufgebot "Sewol"—Eigentümer

Mit rund 5000 Mann stürmt die Polizei nahe Seoul ein Kirchengelände, auf dem sie den Eigentümer der Unglücksfähre "Sewol" vermutet. Die Kirchenmitglieder beeindruckt das wenig. Sie versprechen dem Gesuchten trotzdem Schutz.

 Die Polizei sucht nach dem Eigentümer der Fähre "Sewol".

Die Polizei sucht nach dem Eigentümer der Fähre "Sewol".

Foto: ap

Auf der Suche nach dem flüchtigen Eigentümer der vor acht Wochen gekenterten südkoreanischen Fähre "Sewol" haben rund 5000 südkoreanische Polizisten das Gelände einer Kirche bei Seoul gestürmt und durchsucht. Dabei seien am Mittwoch fünf Kirchenmitglieder unter anderem wegen mutmaßlicher Fluchthilfe festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Die Behörden werfen dem Milliardär Yoo Byung Eun Korruption vor und gehen davon aus, dass er am Untergang der Fähre mitschuldig ist. Sie haben für Hinweise zu seiner Ergreifung eine Belohnung von 500000 Dollar (370.000 Euro) ausgesetzt.

Yoo ist Mitglied der evangelikalen baptistischen Kirche. Kritiker halten sie für eine Sekte. Die vier Festgenommenen hätten Yoo vermutlich geholfen, während der Razzia auf dem ausgedehnten Gelände in Ansung südlich von Seoul zu fliehen, teilte die Polizei mit. Der fünfte Festgenommene habe die Suche behindert. Es war jedoch unklar, ob sich Yoo zur Zeit der Razzia tatsächlich auf dem Gelände aufhielt.

Rund 200 Kirchenmitglieder demonstrierten gegen die Razzia und hängten ein Banner mit der Aufschrift auf: "Wir werden Yoo Byung Eun beschützen, sogar, wenn alle 100000 Kirchenmitglieder verhaftet werden."

Yoo, Vorsitzender des nicht mehr bestehenden Rechtsvorgängers des derzeitigen Fährenbetreibers Conghaejin, kontrolliert das Unternehmen vermutlich immer noch durch ein komplexes Netz von Beteiligungsfirmen, in denen seine Kinder und nahe Verwandte große Anteilseigner sind. Die Regierung hat auf seinen ältesten Sohn ein Kopfgeld von 100000 Dollar ausgesetzt.

Am 16. April war die Fähre mit mehr als 470 Menschen an Bord nahe der Stadt Mokpo im Südwesten des Landes gekentert. Bei den Opfern handelt es sich überwiegend um Schüler. Nur 172 Menschen überlebten, unter ihnen 22 der 29 Mannschaftsmitglieder. Geborgen wurden 292 Tote, 12 Menschen gelten offiziell noch als vermisst. Das Schiff soll zu viel Fracht an Bord gehabt haben.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort