Verbraucherzentralen monieren Ökobilanz Die Deutschen sollten weniger Fleisch essen
Berlin · Im Grunde weiß es jeder: Die Deutschen sollten nach Ansicht der Verbraucherzentralen und des Umweltbundesamtes (UBA) weniger Fleisch essen und weniger Lebensmittel wegwerfen, um die Umwelt und das Klima zu schützen.
Wie der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und das UBA am Mittwoch mitteilten, gehen ein Fünftel aller Treibhausgas-Emissionen in Deutschland auf den Ernährungssektor zurück. Die Umwelt müsse für die Produktion und den Verbrauch von Lebensmitteln also "schon heute zahlen", erklärte Holger Krawinkel vom vzbv. Langfristig könnten die Kosten aber auch für die Verbraucher spürbar werden.
In Handlungsempfehlungen zur Agrarmesse Grüne Woche, die am Freitag in Berlin beginnt, empfehlen die Verbraucherzentralen und das UBA deshalb, den bewussten Fleischkonsum zu fördern und unnötige Lebensmittelabfälle zu verhindern. Außerdem sollten die Stickstoffbelastung aus der Landwirtschaft verringert, der Öko-Landbau vorangetrieben und eine umweltfreundlichere Tierhaltung gefördert werden.
Der als Dünger eingesetzte Stickstoff ist nach Einschätzung von vzbv und UBA ein besonders großes Problem für die Umwelt. Ein großer Teil gelange in die Luft oder ins Grundwasser. Nötig sei daher eine "zeitnahe ambitionierte Überarbeitung der Düngeverordnung".
Im Öko-Landbau sind Stickstoff-Überschuss und Energieeinsatz geringer als in der konventionellen Landwirtschaft. Weil die Umstellung auf ökologischen Landbau aber Geld kostet, fordern die Verbraucherzentralen und das UBA eine stärkere finanzielle Unterstützung der Landwirte. "Wenn wir so weiter machen wie bisher, erreichen wir unser nationales Ziel von 20 Prozent Ökolandwirtschaft erst im Jahr 2078", erklärte UBA-Präsident Thomas Holzmann. Außerdem müsse es eine bessere Rückverfolgbarkeit und Kontrolle von Bio-Produkten geben, um das Vertrauen der Verbraucher sichern.
Zur Emission von Stickstoff trägt auch der Fleischkonsum bei - durch Gülle aus der intensiven Tierhaltung. UBA und vzbv sprechen sich daher dafür aus, die Zahl der Tiere pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche zu begrenzen. Außerdem solle die Bundesregierung stärker über die Folgen eines hohen Fleischkonsums für Gesundheit und Umwelt informieren.
Verschwendung ist ein großes Problem
Aber nicht nur die Produktion, sondern auch die Verschwendung von Lebensmitteln stellt nach Einschätzung von Verbraucherzentralen und Umweltbundesamt ein Problem für die Umwelt dar. Jedes Jahr landen den Angaben zufolge elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall. Die Debatte dürfe allerdings "nicht auf die Verbraucher verengt werden", erklärte Krawinkel, der beim vzbv die Abteilung Verbraucherpolitik leitet.
UBA und vzbv appellieren unter anderem an den Handel, seine "Qualitätsanforderungen zur Makellosigkeit, Größe und Form von Lebensmitteln zu überdenken". Hersteller und Handel sollten zudem für eine klare Unterscheidbarkeit von Mindeshaltbarkeitsdatum und Verfallsdatum sorgen.
Nach einer Eröffnungsfeier am Donnerstagabend beginnt am Freitag in Berlin die Internationale Grüne Woche, die mit 1650 Ausstellern aus 70 Ländern weltgrößte Ausstellung für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau. Partnerland ist in diesem Jahr Estland.