Wetterkapriolen im Juli Der Jo-Jo-Sommer ist ganz normal

Karlsruhe · Regen und Sonne im Wechsel - und nach der Hitze immer wieder Blitze: Sommer sieht nach Meinung vieler anders aus. Dabei ist es ein ganz normaler mitteleuropäischer Sommer. Zumindest aus Sicht der Meteorologen.

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Die schönsten Badeseen in NRW

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Foto: dpa/Thomas Warnack

"Es ist regelmäßig unregelmäßig - wir haben eben einen unbeständigen Sommer", sagt Lars Kirchhübel, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Auf der Sonnenseite liegt bislang eindeutig der Norden Deutschlands. Auch wenn viele Betreiber von Biergärten und Schwimmbädern stöhnen - im langjährigen Mittel schneidet dieser Jo-Jo-Sommer gar nicht so schlecht ab.

Sonnen-Spitzenreiter ist das Kap Arkona auf der Insel Rügen mit 442 Sonnenstunden, dicht gefolgt von Hiddensee und Greifswald. "Wir sind zufrieden", sagt Marikke Behrens von der Kurverwaltung Binz auf Rügen. "Die Ostsee hat eine angenehme Badetemperatur, die Strände sind gut gefüllt. Wir hoffen, dass es weiterhin schön bleibt." Von größeren Unwettern blieb der Ort bislang verschont.

Die Eifel ist sonnenarm in diesem Sommer

Nur halb so viel Sonne hat dagegen laut Deutschem Wetterdienst der Ort Kall-Sistig in der Nord-Eifel (222 Stunden) abbekommen, auch der Feldberg im Schwarzwald war mit 255 Stunden nicht gerade von der Sonne verwöhnt. Das baden-württembergische Mühlacker kam immerhin auf 362 Sonnenstunden und lag damit bislang im Bereich eines durchschnittlichen Sommers, sagt DWD-Meteorologe Kirchhübel.

Der Juni und Juli (bis 21.7.) war dem DWD-Wetterexperten zufolge mit 16,9 Grad im Schnitt (mit Nächten) sogar um 0,7 Grad wärmer als das langjährige Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Aber es gab mehr Regen: Obwohl erst die Hälfte des Sommers um ist, kam bis jetzt schon etwa zwei Drittel der Regenmenge herunter, die sonst im ganzen Sommer fällt. Wenn auch unterschiedlich in Deutschland verteilt: Besonders viel regnete es im Nordwesten um Münster herum, vergleichsweise trocken war es dagegen in Osthessen, Unterfranken und Westthüringen.

Für Schwimmbad-Betreiber gab es nur wenige Tage "gefühlten Sommer". Weil die Badegäste bei Regen und 18 Grad lieber ins Kino gehen und bei drohenden Gewittern sowieso fernbleiben, dürfte die Bilanz in den meisten der rund 3000 deutschen Freibädern entsprechend "schlecht" ausfallen, schätzt Joachim Heuser von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen.

Biergärten und Freibäder befürchten schlechte Bilanzen

Auch einige Betreiber von Biergärten sind genervt vom Wetter: Nicht nur im Münchner Seehaus im Englischen Garten ist man vom Sommer enttäuscht. Vor allem während der Fußball-EM blieben viele wegen Regen oder Kälte weg. "Wir hoffen jetzt auf Sonne", sagt eine Angestellte.

Mit Mücken muss man dort immerhin kaum kämpfen. Die lästigen Plagegeister machen aber den Menschen am Oberrhein und am Bodensee zu schaffen, wo neben Dauerregen auch Hochwasser ideale Brutstätten für Schnaken geschaffen haben.

Manche machen einfach das beste daraus: Dauerregen im Juni hielt Senioren bei der Landesgartenschau in Öhringen bei Heilbronn nicht vom Tanztag ab: "1200 Leute haben mit Regenschirm getanzt", so die Veranstalter. Und schließlich gab es ja diese Woche Südsee-Feeling auch am Bodensee, wo Tausende sich in der Sonne aalten.

Irgendwie ist Sommer Ansichtssache

Und irgendwie ist Sommer Ansichtssache: "Manche Menschen wollen am liebsten sechs Wochen Sonne und 30 bis 40 Grad. Wer unter Hitze leidet, hat es dagegen lieber bewölkt", sagt Wettermann Kirchhübel.

Vielleicht sollte man es ein wenig halten wie die Tiere, die sich fast bei jedem Wetter wohlfühlen - Hauptsache man ist draußen wie die Berberäffchen in Salem am Bodensee oder die Tiere im Karlsruher Zoo.

Strömenden Regen finden die zwar auch nicht so klasse. Aber Nieselregen macht nach Beobachtung des stellvertretenden Zooschefs Clemens Becker Pinguinen genauso wenig aus wie Schwänen und Kranichen. Und während Giraffen bei Hitze den Schatten suchen, sind die Katas und Erdmännchen Sonnenanbeter. Eisbären und Schimpansen wiederum freuen sich dann auf gefrorene Gemüse- und Fisch-Brocken oder Eis am Stiel. "Leicht bedeckt ist für den Zoo ideal", sagt Becker, der in diesem Jahr schon 60.000 Besucher mehr als im Vorjahreszeitraum verzeichnet.

Es bleibt unbeständig

Vieles spricht dafür, dass sich die Zootiere weiter wohl fühlen diesen Sommer: Denn Tief "Xaveria" und Nachkommen könnte nach Prognose der Meteorologen noch Tage, wenn nicht Wochen das Wetter bestimmen. Sie erwarten schwül-warmes Sommerwetter bei 25 bis 32 Grad - kurze und kräftige Schauer sowie Unwetter (Unwetter-Warndienst) inklusive.

Und wer ist schuld? Experten schmunzeln zwar über die Bauernregel, die da lautet: "Das Wetter am Siebenschläfer-Tag sieben Wochen bleiben mag." Meteorologischen Statistiken zufolge treffen die Wettervorhersagen zum Siebenschläfer-Tag am 27. Juni zu 62 bis 70 Prozent zu. Auch dieses Jahr würde es mit dem Siebenschläfer "schon passen", räumt Kirchhübel ein. Aber er sagt auch: "Das Wetter ist einfach sehr variabel."

(felt/dpa)
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