Freier Eintritt für Flüchtlinge Museum in Hessen wird mit Hass-Mails überschüttet

Neu-Anspach · Das Freilichtmuseum Hessenpark gewährt Flüchtlingen freien Eintritt, um ihnen die Möglichkeit zu geben, die Kultur der Region kennenzulernen. Doch statt Zuspruch ernten die Verantwortlichen seit einigen Tagen Kritik und eine Flut von Hass-Mails. Mehr als 1300 Kommentare gibt es auf Facebook.

 Mit dieser Mitteilung fing alles an.

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Foto: Freilichtmuseum Hessenpark Screenshot

Im September hat der Aufsichtsrat des Freilichtmuseums Hessenpark entschieden, dass Flüchtlinge dort ab sofort keinen Eintritt zahlen müssen. Damit wolle die Landeseinrichtung zeigen, dass Flüchtlinge in Hessen willkommen sind. Dass fast fünf Monate später plötzlich eine Flut von Hass-Mails über das Museum hereinbrechen würde, damit hat niemand gerechnet.

Weil Obdachlose und Empfänger von Sozialleistungen Eintritt bezahlen müssen, Flüchtlinge aber nicht, hagelt scharfe Kritik auf das Museum nieder.

Ein Kritiker schreibt: "Artikel 3 Grundgesetz: Niemand darf wegen seiner Heimat und Herkunft benachteiligt oder bevorzugt werden. So gesehen verstoßen Sie mit dieser Preispolitik gegen das Deutsche Grundgesetz!"

"Wer die eigene Bevölkerung nur als zahlendes Mittel zum Zweck sieht und nicht mal einen Hartz-IV-Empfänger einem Flüchtling gleichstellt, betreibt in meinen Augen Inländer-Diskriminierung", äußert sich ein anderer.

Das Museum ist fassungslos über diese Reaktionen und äußert sich auf seiner Facebook-Seite: "Wir werden überrollt von einer unglaublichen Flut an Hassmails, 1-Stern-Bewertungen, hässlichen Kommentaren und Nachrichten", heißt es dort. "Wir stehen zu unserer Preispolitik und schätzen den freien Meinungsaustausch. Was hier allerdings vor sich geht, sprengt jeden erträglichen Rahmen." Auf einschlägigen Seiten rotteten sich Tausende zusammen, um das Museum zu beschimpfen, so die Verantwortlichen.

Liebe Freundinnen und Freunde des Freilichtmuseums Hessenpark,seit gestern Abend werden wir überrollt von einer...

Das Museum rechtfertigt sich, es müsse niemand draußen bleiben, da es auch für Menschen mit wenig Einkommen Preisnachlässe gebe. "Wir wollen, dass die Menschen bei uns im Freilichtmuseum in die Geschichte und Kultur der Region eintauchen und dadurch eine Verbindung zu ihrer neuen Umgebung aufbauen können", erklärt Museumsleiter Jens Scheller die Entscheidung, Flüchtlinge kostenfrei ins Museum zu lassen.

Inzwischen wurde der Facebook-Post des Museums fast 1300 Mal kommentiert. Darunter sind aber nicht nur Hass-Kommentare. Inzwischen überwiegt der Zuspruch. "Wir kommen trotzdem. Zahlen unseren Eintritt. Dafür hab ich Arbeit, kann in meinem Heimatland friedlich leben und bin nicht vor lauter Neid und Hass zerfressen", schreibt eine Nutzerin. "Danke, Hessenpark, für die Entscheidung. Sie schadet keinem, sondern ist geboten. Bravo", postet eine andere.

Das Museum jedenfalls hält weiter fest an seiner Preispolitik. "Wir freuen uns über alle Menschen, die unsere Arbeit schätzen und unterstützen. Können aber auch damit leben, wenn das nicht alle tun", heißt es.

(jnar)
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