Ein Impfstoff wird dringend gebraucht Ebola-Epidemie könnte Jahre dauern

Berlin · Bis die Krankheit in Westafrika zurückgedrängt ist, könnte viel Zeit vergehen. Experten gehen davon aus, dass es auch danach immer wieder zu Ausbrüchen kommen kann. Ein Impfstoff wird gebraucht.

Je größer die Zahl der mit Ebola Infizierten in Westafrika wird, desto größer ist auch das Risiko, dass das Virus nach Europa eingeschleppt wird. Derzeit gilt die Gefährdungslage für Deutschland mit seinen 16 internationalen Flughäfen und zehn Schiffshäfen nach offiziellen Regierungsangaben "als gering". Aber niemand will ausschließen, dass nicht doch ein Infizierter oder ein Erkrankter einreist.

Für diesen Fall gibt es in Deutschland umfassende Notfallpläne, streng festgelegte Meldeketten und rund 50 Krankenhausbetten, in denen die Erkrankten behandelt werden können. Allerdings können nicht alle Betten gleichzeitig belegt werden. Im internationalen Vergleich ist das dennoch viel: Großbritannien hat gerade mal zwei solcher Betten zur Verfügung, die USA 19. In Deutschland proben Ärzte und Pflegepersonal das Anlegen und den Umgang mit der Schutzkleidung. Auf Einzelfälle ist man vorbereitet. Zudem üben Bund und Länder alle zwei Jahre schwere Krisenfälle, wie beispielsweise eine Pandemie. Bislang übte man allerdings eine Grippe-Pandemie. Ebola ist viel gefährlicher, da etwa jeder Zweite daran stirbt.

Experten gehen davon aus, dass das Ebola-Virus so schnell nicht wieder aus der Welt verschwinden wird. Die Krankenstationen mit 300 Betten, die Deutschland in Liberia und Sierra Leone in den nächsten Wochen aufbauen will, sollen nach bisheriger Planung ein Jahr unterhalten werden. So lange wollen die Deutschen dafür auch Personal zur Verfügung stellen.

Ob man mit einem Jahr hinkommen werde, sei allerdings fraglich, hieß es aus Regierungskreisen. Dort geht man auch davon aus, dass sich das Ebola-Virus nicht gänzlich ausmerzen lässt und man auch nach der aktuellen Epidemie immer wieder mit Ausbrüchen der Krankheit rechnen muss.

Nach Ansicht der Gesundheitsexperten wird man im Kampf gegen Ebola langfristig einen massenhaft einsetzbaren Impfstoff benötigen. Das Bundesgesundheitsministerium beteiligt sich an der Erprobung eines solchen Impfstoffes. Anfang kommenden Jahres wolle man in eine klinische Studie einsteigen, hieß es aus Regierungskreisen.

In den kommenden Wochen ist mit einer weiteren Ausbreitung der Seuche zu rechnen. Die Weltgesundheitsorganisation befürchtet, dass sich im Dezember pro Woche 10 000 Menschen neu infizieren werden. Aktuell gehen die Behörden von rund 9000 Fällen aus. Die Dunkelziffer aber ist hoch. Sie betrage etwa das Dreifache der offiziellen Zahlen, hieß es von Seiten der Gesundheitsbehörde.

Wie schnell und erfolgreich die internationale Staatengemeinschaft im Kampf gegen Ebola sein wird, hängt nach Ansicht der Experten davon ab, ob und wie viel Personal für die Versorgung der Kranken zur Verfügung steht. Deutschland wird alle vier Wochen rund 170 Ärzte, Pflegekräfte und anderes medizinisches Personal in das Krisengebiet schicken müssen, um die 300 Betten in Liberia und Sierra Leone zu betreiben. Die Fachkräfte sollen wegen der hohen gesundheitlichen und psychischen Belastungen nicht länger vor Ort bleiben. Das heißt, für ein Jahr werden rund 2000 Freiwillige gebraucht.

Die Ärzteverbände in Deutschland riefen gestern die Mediziner hierzulande auf, sich für den Kampf gegen Ebola zur Verfügung zu stellen. Sie forderten zudem mehr finanzielle Mittel im Kampf gegen das todbringende Virus. "Deutschland und die internationale Staatengemeinschaft sind aufgerufen, ihre finanzielle Unterstützung für die Ebola-Bekämpfung vor Ort zu intensivieren." Die Regierung plant bislang, rund 100 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen. In dieser Woche bewilligte der Haushaltsausschuss des Bundestages die Aufstockung der Mittel um 85 Millionen Euro. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte: "Ebola ist in der globalisierten Welt nur mit einer deutlich engeren internationalen Zusammenarbeit und mit deutlich effektiveren Strukturen einzudämmen."

Entwarnung gab es gestern in Madrid. Ein Nigerianer, der am Vortag auf einem Flug von Paris nach Madrid Schüttelfrost bekommen hatte, war wegen Ebola-Verdacht isoliert und in ein Krankenhaus gebracht worden. Er ist wohl nicht an Ebola erkrankt.

Sorgen bereitet den spanischen Gesundheitsbehörden allerdings noch der Fall eines Krankenpflegers, der vor einer Woche aus Sierra Leone nach Teneriffa zurückgekehrt war. Er hatte in Westafrika Ebola-Patienten behandelt und liegt nach Informationen von Teneriffa-News derzeit mit Fieber in der Isolierstation eines Krankenhauses auf der Kanaren-Insel. Sein Testergebnis lag zunächst noch nicht vor.

(qua)
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