Gefährliche Freundschaft ARD-Reihe "Bloch": Heikles Thema Pädophilie

Düsseldorf (RP). Die ARD-Reihe "Bloch" greift ein heikles Thema auf: Ein Lehrer empfindet für seine zwölfjährige Schülerin mehr als väterliches Wohlwollen. Bloch-Darsteller Dieter Pfaff: "Er hat sich bisher nur in Gedanken diesem Tabu genähert."

 Aus Sicht von Bloch (Dieter Pfaff, Mitte) geht Michael Liebknecht (Fabian Hnrichs) bei einem Kinobesuch mit seiner Schülerin Marlene (Chantel Brathwaite) entschieden zu weit.

Aus Sicht von Bloch (Dieter Pfaff, Mitte) geht Michael Liebknecht (Fabian Hnrichs) bei einem Kinobesuch mit seiner Schülerin Marlene (Chantel Brathwaite) entschieden zu weit.

Foto: WDR/Frank Dicks

Der junge Mathelehrer krabbelt seiner Schülerin Marlene zärtlich im Nacken herum, und die Zwölfjährige kichert und hat sichtlich Spaß an der Neckerei. Bei dem Psychologen Maximilian Bloch, der die Szene zufällig beobachtet, löst diese Vertrautheit das Gegenteil aus: Entsetzen und blanke Wut. Unverblümt stellt er dem Lehrer die Frage: "Sind Sie pädophil?" Worauf dieser schockiert erwidert: "Das ist eine Unverschämtheit. Marlene und ich sind seelenverwandt."

Wenn Erwachsene Kinder lieben. Ein heikles Thema, mit dem sich die aktuelle "Bloch"-Episode "Der Kinderfreund" heute beschäftigt. "Bloch"-Darsteller Dietmar Pfaff war das von Beginn an bewusst. "Häufig werden solche Themen wie Pädophilie nur benutzt, um Drehbücher spannend zu machen. Das finde ich manchmal ziemlich unzulässig", betont der Schauspieler. "In diesem Falle aber war das Buch hervorragend geschrieben."

Was nicht verwundert: Der Autor Marco Wiersch ist selbst ausgebildeter Psychologe. Und bei seinen Recherchen stützte er sich zudem auf die Erkenntnisse eines relativ jungen Forschungsprojekts an der Berliner Charité. Dort wird eine neue präventive Therapiemethode bei Männern erprobt, die zwar pädophile Gedanken haben, diese aber noch nicht ausgelebt haben.

So wie der Mathematiklehrer Michael Liebknecht. "Er hat sich bisher nur in Gedanken diesem Tabu genähert", erklärt Pfaff. "Im weiteren Sinne geht es in diesem Film ganz wesentlich um die Frage, was zu tun ist bei Menschen, die mit ihren Gedanken nicht in die Gesellschaft hineinpassen. Das finde ich äußerst spannend."

Der Film "Der Kinderfreund" ist nicht reißerisch, aber er ist deshalb auch keineswegs verharmlosend. Besonders Blochs Tochter Leonie (Katharina Wackernagel) warnt ihren Vater immer wieder: "Du gehst ein hohes Risiko ein. Vielleicht benutzt er dich nur." Und auch Bloch ist sich bewusst: "Pädophilie kann man nicht heilen. Man kann nur zeigen, wie man das sexuelle Verlangen in den Griff bekommt."

Deshalb war es ihm wichtig, dass sein Patient - ein sympathischer, eher schüchterner Typ - nicht als Monster dargestellt wird. "Natürlich ist das monströs. Fälle von Kindesmissbrauch lösen auch bei mir immer wieder Entsetzen aus", sagt der 59-Jährige. "Aber es nützt ja nichts, wenn man bei solchen Dingen vor Entsetzen erstarrt. Besser ist es, wie im Falle der Charité, einzugreifen, versuchen zu helfen und präventiv zu arbeiten."

Lange ist nicht klar, ob Blochs Therapie bei Michael Liebknecht Wirkung zeigt oder nicht. Ob er sich an dem Kind vergreift oder nicht. Auch weil die hübsche Marlene, die ihren Lehrer vergöttert, immer wieder kokett um dessen Zuwendung fleht. Für Bloch ist deshalb klar: Das Einzige, was hilft, ist eine konsequente Kontaktsperre. "Sie dürfen noch in der Erwachsenenbildung tätig sein. Sie dürfen aber nicht mehr Lehrer von kleinen Kindern sein."

Eine Ansicht, die Dieter Pfaff teilt: "Das ist sehr radikal. Aber jemandem wie Michael muss man sagen, dass er seinen Beruf aufgeben soll."

Bloch: Der Kinderfreund, ARD, 20.15 Uhr

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