Stefan Raab und die Eisfußball-Meisterschaft Die flüchtige Komik des Stolperns

Düsseldorf · Stefan Raabs "neue Sportart" Eisfußball ist einfach zum Wegschalten. Daran haben auch engagierte Spieler nichts ändern können, die in dem ansonsten langatmigen Turnier einige tolle Aktionen zeigten. Stefan Raab gab als Kapitän des FC Köln den zerknirschten Verlierer. Stuttgart holte den Titel im Finale gegen St. Pauli.

Stefan Raab stolpert übers Eis
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Stefan Raab hat die Welt einmal mehr mit einer neuen Sportart beglückt, dem Eisfußball. Das Rezept ist einfach: Man stecke verdiente Fußball-Veteranen und andere, mehr oder weniger prominente Menschen in Eishockey-Kluft und glatt besohlte Bowlingschuhe. Dann spielen sie auf dem Eis Fußball — fünf gegen fünf Spieler für je fünf Minuten. Es gibt keinen Torwart. Handspiel ist tabu.

Soweit klingt das noch ganz lustig. Auch die Mischung acht namhafter Mannschaften war vielversprechend mit dem FC Köln, Bayern München, Wolfsburg, Schalke, der Frankfurter Eintracht, den Piraten aus St. Pauli, dem Hamburger SV und dem VfB Stuttgart. Doch das Turnier vor 18.000 Zuschauern in der Kölner Lanxess Arena war über weite Strecken einfach nur maues Ballschubsen.

"Leibhaftige Teletubbies"

Dass sich die Spieler auf dem Eis bewegen, wie die leibhaftigen Teletubbies, verliert nach spätestens einer halben Stunde seinen Unterhaltungswert. Auch ein Mario Basler, der vor dem Tor strampelnd auf dem Rücken liegt wie ein Käfer, ist höchstens einmal lustig.

Auch Moderator Oliver Welke wirkte bemüht, in Worten auszumalen, wie lustig doch alles sei, was da so auf dem Eis vor sich ging. Den Zuschauern, die erst später zugeschaltet hatten, erläuterte er: "Wer sich fragt, warum die so viele Zeitlupen zeigen — das ist die Normalgeschwindigkeit des Spiels."

Die Spieler geben ihr Bestes

Die wenigen Glanzlichter des Abends verdankte das Turnier dem sportlichen Ehrgeiz und vollen Einsatz der Spieler. So versuchte Michel Mazingu von St. Pauli einen Seitfallzieher auf dem Eis, der ihm auch beinahe gelungen wäre. Erik Meijer vom HSV legte einen bemerkenswerten Sprint hin — und dann sich selbst. Er krachte in die Bande. Christian Springer und Matthias Scherz brachten sogar so etwas wie Kombinationsspiel vor dem gegnerischen Tor zustande.

Die Anstrengung forderte ihren Tribut. Ein schweißtriefender, rotgesichtiger Dero, Sänger der Band Oomph, brachte es auf den Punkt: "Man ölt wie Sau, aber man liegt nicht so oft auf der Fresse, wie ich dachte." Allerdings endete nahezu jeder Versuch eines Zweikampfs für die Spieler auf dem Hosenboden. Einige machten daraus eine neue Form der Fortbewegung. Das trieb Kommentator Frank Buschmann zu dem Satz: "Basler klärt im Sitzen."

Stefan Raab fühlte sich als Kapitän des FC Köln sichtlich wohl und ließ sich ausgiebig feiern. Dem 42-Jährigen, der nach eigenen Angaben schlecht Fußball spielt, war anzumerken, wie sehr er auf diesen Abend hintrainiert haben musste. Mit drei Toren gewann er den goldenen Bowling-Schuh des Torschützenkönigs.

Raab verschießt Elfer

Doch im entscheidenden Moment, beim Elfmeterschießen im Halbfinale gegen St. Pauli, traf er nicht. Der "Ehrgeizling der Nation" wie ihn Frank Buschmann getauft hatte, wirkte danach reichlich zerknirscht, sein Dauerlächeln eher eisig. "Aber wir haben den schöneren Fußball gespielt", kommentierte er trotzig. Das Heim-Publikum jedenfalls würdigte die Leistung seines FC. Die Kölner sind nun wohl der Eisfußball-Meister der Herzen.

Das Finalspiel Stuttgart gegen St. Pauli war allerdings kein Thriller und spiegelte damit den Turnierverlauf wieder. Während St. Pauli seinen Rhythmus verlor und haltlos vor sich hinstolperte, spielte der VfB auf Zeit und nahm auch noch das bisschen Tempo aus diesem absurden Spiel. Vielleicht deshalb, vielleicht aber auch, weil Lokalmatador Köln verloren hatte, war der Jubel des Publikums zur Meisterfeier eher verhalten. Mag sein, dass die Zuschauer in der Halle auch einfach nur müde waren.

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