Berlin Das Ringen einer Mutter

Berlin · Ein Kind verschwindet, das Kindermädchen auch. In dem Film "Ein Atem" bleibt nur Verzweiflung.

Tessa (Jördis Triebel) und Jan (Benjamin Sadler) leben in Frankfurt, gemeinsam mit ihrer Tochter Lotte (Lucie und Marie Horlacher). Da sie beide berufstätig sind, engagieren sie ein Kindermädchen: Elena (Chara Mata Giannatou). Sie hat gerade ihre griechische Heimat und ihren Freund Costas (Apostolos Totsikas) verlassen, von dem sie schwanger ist. In Deutschland erhofft sie sich eine bessere berufliche Perspektive.

Tessa erlaubt es Elena sogar, ihre Wohnung als Meldeadresse anzugeben. Erstmal geht also alles gut, bis Elena kurz zum Bäcker geht, den Kinderwagen draußen vor dem Geschäft stehen lässt - und als sie zurückkommt, ist Lotte verschwunden. In Panik kehrt Elena zu ihrem Freund in Griechenland zurück, ohne den Vorfall irgendwo zu melden. Auch Tessa macht sich wenig später nach Griechenland auf, wo sie ihr Kind vermutet. Elena findet sie schließlich, Lotte nicht.

Jördis Triebel (40, "Dark", "Bad Banks") spielt in "Ein Atem" diese Mutter als ebenso starke wie zerrissene Persönlichkeit. Sie neigt zum Jähzorn, ist mit Kind und Job chronisch überfordert und sucht die Schuld für alles bei ihrem Mann, der im Grunde verständnisvoll, aber gleichzeitig hilflos ist.

Tessa ist nach der Geburt anderthalb Jahre zuhause geblieben. Sie fand die Zeit mit ihrer Tochter allerdings langweilig - wie sie selbst sagt - und freut sich, dass sie wieder arbeiten kann. Irgendwann schreien sich Tessa und Jan nur noch an, das Kind brüllt noch mehr. Doch erst als es verschwunden ist, kämpft sie wie eine Löwin, um es zu finden.

Regisseur Christian Zübert (44, "Dreiviertelmond", "Lommbock") zeichnet eine genaue Charakterstudie zweier Frauenfiguren, die beide auf ihre Weise ambivalent und egoistisch sind. Er erzählt seine Geschichte in mehreren Kapiteln und jeweils aus dem Blickpunkt der beiden Frauen. Zübert setzt auf Authentizität: Die Dialoge im Film sind zwar realitätsnah, doch für die griechischen Dialogszenen werden viele Untertitel eingeblendet. Da muss der Zuschauer schon aufpassen, um alles mitzukriegen. Bei so einem Drama ist ein gewöhnliches Happy-End kaum möglich.

"Ein Atem", Das Erste, 20.15 Uhr

(dpa)
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