Erster "Tatort" nach der Sommerpause Für Eisner und Fellner geht's ins Paradies

Wien · Nach acht Wochen gibt es endlich wieder der Deutschen liebstes Sonntagsritual mit neuen Folgen: Der "Tatort" kommt aus der Sommerpause, und zum Auftakt ermittelt das Wiener Team Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser).

Szenen aus dem Tatort "Paradies"
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Szenen aus dem Tatort "Paradies"

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Die beiden gehören zu den interessantesten Kommissaren der Krimi-Reihe. In "Paradies" sind die Ermittler spitze, die Ermittlungen nur so lala. Und der Fall aus Wien ist abstrus und kauzig - aber unterhaltsam.

Eigentlich wollen Eisner und Fellner Urlaub machen. Doch dann erfährt Fellner, dass ihr Vater im Sterben liegt. Obwohl sie kein gutes Verhältnis zu ihm hat, fährt die Kommissarin ins Altenheim. Schauspielerin Adele Neuhauser gehört zu den besten Mitgliedern des "Tatort"-Ensembles. Warum das so ist, zeigt sie in den Szenen, in denen sie über ihre verkorkste Kindheit spricht, mit einem Vater, der nur getrunken und sie verprügelt hat. Dieser Mann aber vererbt ihr den Schlüssel zu einem Bankschließfach, in dem sie mehr als 30.000 Euro findet. Woher hatte ihr Vater, der von Sozialhilfe lebte, so viel Geld?

Das Misstrauen der Kommissare ist geweckt, und sie ermitteln in dem Altenheim. Warum sich Regisseur Harald Sicheritz dazu entschieden hat, dessen Räume wie ein Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert zu inszenieren, bleibt sein Geheimnis. So wirkt es nur grotesk und unfreiwillig komisch, wenn dunkle Gewölbe, karge Holzbetten im Heidi-Look und Rollstühle der ersten Baureihe das Elend armer Rentner in Österreich demonstrieren sollen. Die Heimleiterin sieht aus wie Fräulein Rottenmeier und verhält sich auch so.

Tatort: Teams mit den besten Quoten
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Die quotenstärksten "Tatort"-Teams von November 2011 bis Dezember 2015

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Foto: dpa, Sven Hoppe

Immer mittwochs aber fahren die Bewohner mit einem Bus über die Grenze nach Ungarn. Komischerweise hat Fellners Vater stets am Donnerstag 200 Euro in sein Bankschließfach getan. Die Polizisten vermuten Medikamentenschmuggel und stoßen zudem auf einen mysteriösen Todesfall. Sie schleusen deshalb einen Undercover-Rentner ein: Pensionist Reinhard Sommer (Branko Samarovski) heftet sich an die Fersen des dubiosen Heimbewohners Paul Ransmayr, den Peter Weck verkörpert. Harald Krassnitzer hat den 84-Jährigen überzeugen können, wieder vor eine Fernsehkamera zu treten. Nach dem Tod seiner Frau hatte sich Weck zurückgezogen. Die Rolle des Hauptverdächtigen nimmt man ihm nicht ganz ab. Er bleibt irgendwie immer der charmante Komödiant oder der Patchwork-Vater aus "Ich heirate eine Familie".

Tatort – diese Teams ermitteln
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"Tatort" – diese Teams ermitteln

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"Paradies" ist ein unterhaltsamer Krimi mit einem guten, menschelnden Ermittler-Team, aber einem abstrusen Fall. Die Charaktere sind kauzig (wie der "Inkasso-Heinzi" mit einem Kurzauftritt beweist), die Dialoge oft witzig, und der Wiener Krimi lässt zwar nicht bei den Quoten, dafür aber bei der Qualität viele deutsche "Tatort"-Teams hinter sich. Charmant und zugleich ein Manko: Selbst der Zuschauer mit ausreichend Ski-Urlaubserfahrung in den österreichischen Alpen hat phasenweise Probleme mit den verschiedenen Dialekten. Wenn der Pfleger auf Steirisch plappert und der Undercover-Ermittler im Wiener Idiom loslegt, bleibt der sprachbegabte Rheinländer auf seinem Sofa manchmal mit Unverständnis zurück - und zugleich mit der Erkenntnis, dass Österreicher anscheinend kein "th" (ti-äitsch) sprechen können. Oder was ist dieses Crystal Mett, von dem Kommissar Eisner ständig redet? Und gibt's das auch auf'm Brötchen? Entschuldigung: auf einer Semmel?

(RP)
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