TV-Nachlese "Menschen bei Maischberger" Gregor Gysi über den Verlust des Privatlebens

Düsseldorf · Gregor Gysi hat das Amt als Fraktionsvorsitzender der Linken abgegeben. "Ich bin innerlich befreit, weil eine Last von mir weg ist", sagt er dazu bei "Menschen bei Maischberger". Sandra Maischberger und ihre Gäste blickten auf Gysis politische Karriere zurück. Und ein klein wenig konnte man auch hinter die Fassade des Politikers schauen. Die Sendung im Schnell-Check.

Gregor Gysi mit seiner engen Freundin Barbara Erdmann im TV-Talk von Maischberger.

Gregor Gysi mit seiner engen Freundin Barbara Erdmann im TV-Talk von Maischberger.

Foto: Screenshot Youtube/ARDMediathek

Darum ging's

"Goodbye Gysi — Das Ende einer Ära?" lautete der Titel der Sendung. Es sei Zeit, Bilanz zu ziehen, so Moderatorin Sandra Maischberger, denn Gysi habe 25 Jahre lang die Oppositionspolitik wie kein Zweiter geprägt. Und darüber wollte sie nicht nur mit dem Linken-Politiker selbst sprechen, sondern auch mit anderen Gästen.

Darum ging's wirklich

Im ersten Teil der Sendung, als Gysi noch allein mit Maischberger sprach, ging es noch um die Person Gysi selbst und seine politische Karriere. Im zweiten Teil widmete man sich jedoch mehr der Linken und ihrer Rolle in der Bundesrepublik Deutschland. Die Diskussion reichte von der Programmatik der Linken bis hin zu ihrer Haltung zum Thema: War die DDR ein Unrechtsstaat? Auch das Thema Stasi-Vorwürfe gegen Gysi wurde angesprochen.

Die Runde

Eingeladen hatte Maischberger vor allem Menschen, die Gysi gewogen sind, auch wenn man das etwa beim früheren FDP-Minister Rainer Brüderle nicht automatisch erwarten würde. Zudem war der Kabarettist Uwe Steimle da, ein wahrer Gysi-Fan. Außerdem Barbara Erdmann, die als eine seiner engsten Freunde angekündigt wurde. Und zu guter Letzt CSU-Staatssekretärin Dorothee Bär, die in der Sendung den kritischen Part übernahm.

Nervigster Gast

Uwe Steimle, der zwar nicht wirklich oft zu Wort kam, aber mit seiner verklärten Sicht auf die DDR-Zeit nicht nur Dorothee Bär auf die Nerven ging, sondern letztlich auch das Klischee bediente, alle Linke-Anhänger dächten rückwärtsgewandt.

Bewegendster Moment

Das waren die kurzen Momente, in denen man hinter die Fassade des Politikers Gysi blicken konnte. Etwa, als Barbara Erdmann sagte, dass sie es für einen Fehler gehalten habe, dass Gysi in die Politik ging. Bis 1990 habe man mit ihm einen ziemlich engen und größeren Freundeskreis gehabt, das sei danach sei alles weggewesen. Und das Privatleben eines Politikers sei doch traurig, weil es nicht stattfinde. Oder als Gysi selbst kritisch auf seine Politiker-Zeit zurückblickte und erklärte, es sei nicht nur fantastisch, wenn man in der 1. Reihe stehe. Eben auch, weil das Privatleben darunter leide.

Spannenster Dialog

Dieser entspann sich genau um das Thema Privatleben. Gysi sagte, er wolle den Leuten in der ersten Reihe sagen: "Pass auf, man begeht den Fehler, sich selber zu wichtig zu nehmen." Dann vernachlässige man viele Dinge, die man später nicht wieder repariert bekomme. Und man denke am Anfang der politischen Karriere, man hole alles nach. "Aber das stimmt dann eben nicht", so der Politiker. Plötzlich seien die Kinder erwachsen, man habe Freunde verloren, die sich nicht mehr melden, weil man einfach nie Zeit hatte.

Gysi: "Das kannst du auch nicht reparieren, wenn du dann nach zehn Jahren plötzlich anrufst und dann sagst, jetzt würde ich gern wieder. So läuft das nicht."

Maischberger: "Können Sie denn das reparieren, was sie kaputt gemacht haben?"

Gysi (mit nachdenklichem, auch leicht wehmütigem Gesichtsausdruck): "Ich bin dabei...Ich weiß es noch nicht genau...Müssen Sie mich in einem Jahr nochmal einladen...Ein bisschen scheint das zu klappen."

Satz des Abends

"Ich kann Herrn Brüderle ja auch sehr gut leiden".

Sagt Gysi, nachdem Brüdere ein wahres Lobeslied auf den Linken-Politiker gesungen hatte (charmant, unterhaltsam usw.)

Erkenntnis

Gregor Gysi macht einmal mehr deutlich, dass er die Linke nicht von der hinteren Reihe aus weiter führen will. Aber von der Bildfläche verschwinden wird er damit noch lange nicht. Er sei ja immer noch ein politischer Mensch, sagt er selbst. Und in so mancher Talkshow wird man ihn sicherlich wiedersehen — dann wieder streitbarer und weniger harmonisch als in der Sendung, in der es vor allem darum ging, ein Loblied auf Gysi zu singen.

(das)
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