Klaus Quirini war erster DJ der Welt In Aachen wurde die Disco erfunden

Düsseldorf (RPO). Nicht im szenigen London, nicht in New York, Paris oder Hong Kong wurde die erste Diskothek eröffnet - noch nicht mal in Berlin. Es war ein Aachener, der die Disco erfand. Und eigentlich war es eher Zufall. Jetzt feiert der Tanzschuppen 50-jähriges Bestehen.

Die Klassiker der Disco-Zeit
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Der erste Discjockey der Welt war der Klaus Quirini. 1959 begann er in einem Tanzlokal Platten aufzulegen und seine Gäste zwischendurch mit launigen Ansagen zu unterhalten. Die Discothek war geboren. Von seinem Aachener "Scotch Club" aus eroberte das Phänomen die Welt.

Eigentlich war das Radio der Vorreiter für die Discos. Chris Howland stellte dort in den 50er Jahren Platten vor und plauderte dazu. Er hatte ein Millionenpublikum. Auch Klaus Quirini, der damals als Journalist arbeitete, gehörte zu den Fans des Briten. "Ich habe mir immer gedacht, sowas müsste doch auch live vor Publikum funktionieren", erklärte Quirini in einem früheren Interview gegenüber unserer Redaktion. Die Gelegenheit dazu, es auszuprobieren, kam bei einem Pressetermin.

1959 lud der österreichische Geschäftsmann Franzkarl Schwendinger die Presse ein. Er wollte sein Restaurant "Scotch Club" in eine Tanzbar verwandeln. Der Clou: Ein Plattenaufleger sollte für die Musik sorgen, bislang gab es nur Bars mit Kapellen.

Flotte Sprüche am Mikrofon

Wenn sich Quririni an den Abend erinnert, kann er zunächst nur von einem Flop berichten. Der "Plattenaufleger" kam demnach von der Kölner Oper und legte einfach nur kommentarlos Platten auf. Quirini, er war damals 19 Jahre alt und , hatte zum ersten Mal Whiskey getrunken, griff ein. Er sagte dem Besitzer, dass er die Vorführung langweilig findet — und wurde prompt aufgefordert, es besser zu machen.

Quirini schnappte sich das Mikrofon und legte los: "Meine Damen und Herren, wir krempeln die Hosenbeine hoch und lassen Wasser in den Saal, denn ein Schiff wird kommen mit Lale Andersen." Es gab Applaus, die Stimmung stieg.

Udo Lindenberg kam nicht rein

Klaus Quirini wurde engagiert und der erste Discjockey Deutschlands. Sein Künstlernamen war "DJ Heinrich", nach dem Hit von Trude Herr "Heinrich, ich hab' nur dich". Der "Scotch Club" lief großartig, nicht nur Gäste, auch Prominente pilgerten bald zu der Disco.

Angehende Stars wie Udo Jürgens oder Howard Carpendale präsentierten bei ihm live ihre Stücke, auch Radio-Koryphäen wie Camillo Felgen und Chris Howland kamen regelmäßig vorbei, Max Schautzer legte zwischendurch als DJ auf. Udo Lindenberg musste jedoch einmal sogar draußen bleiben: Der Panik-Rocker trug keine Krawatte — und die war Pflicht im "Scotch Club".

Die Disco machte Karriere, und mit ihr Klaus Quirini. Tanzclub-Besitzer aus den USA luden Quirini ein, überall wurde er als erster DJ bejubelt. Er gründete den ersten DJ-Verband der Welt, um den Job als eigenes Berufsbild durchzusetzen. Quririni wurde später gerichtlich bestellter Sachverständiger für Musikrecht. Quirini selbst legt seit langem keine Platten mehr auf, aber von seinen Erfahrungen profitierten Generationen von DJs.

(top/csi)
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