Nach Böhmermann-Coup "Schwiegertochter gesucht" wird Fall für Medienaufsicht

Düsseldorf · TV-Moderator Jan Böhmermann hat in seiner neuesten Ausgabe des "Neo Magazin Royale" schwere Vorwürfe gegen das RTL-Format "Schwiegertochter gesucht" erhoben. Jetzt wird die Sendung von der Medienaufsicht in Niedersachsen geprüft.

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Foto: Screenshot/ ZDF Neo

"Die Teilnehmer der Sendung bekommen überhaupt keine Zeit, den Vertrag, den sie vorgelegt bekommen, in Ruhe durchzulesen", sagte Andreas Fischer, Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM), unserer Redaktion. Das Vorgehen der Produktionsfirma würde an Haustürgeschäfte erinnern, sagte Fischer weiter.

Die NLM habe deshalb jetzt von RTL den Text des Vertrags angefordert, der üblicherweise zwischen den "Schwiegertochter gesucht"-Teilnehmern und der Produktionsfirma geschlossen wird. Vorher hatte unter anderem die "Nordwest Zeitung" über die Ermittlungen berichtet.

In der neuesten Ausgabe des "Neo Magazin Royales", die am Donnerstag veröffentlicht wurde, hatte Jan Böhmermann behauptet, Schauspieler in die Show "Schwiegertochter gesucht" mit Moderatorin Vera Int-Veen geschleust zu haben. Der Kandidat "Robin" und auch dessen Vater seien seine Erfindung. In einem Einspieler der Sendung wird außerdem gezeigt, wie der Geisteszustand von Teilnehmer "Robin" offenbar nur sehr oberflächlich von der Produktionsfirma geprüft wird. Dabei wird etwa abgefragt, dass "Robin" nicht "geistig beeinträchtigt ist".

"Das ist kein juristisch eindeutiger Begriff", sagte uns dazu NLM-Chef Andreas Fischer. Eindeutiger sei dagegen, ob ein Mensch gesetzlicher Betreuung unterstellt sei oder nicht. Ob dieses Detail zum Vertrag gehöre, wolle die NLM jetzt prüfen, erklärte Fischer.

"Für uns ist der Maßstab, ob durch die Ausstrahlung eines solchen Formats Menschen wie Objekte vorgeführt werden." Das könne dann im Einzelfall auch ein Verstoß gegen die Menschenwürde sein. Bislang hätte aber keine Landesmedienanstalt einen solchen Verstoß bei einer Sendung wie "Schwiegertochter gesucht" oder aber auch der Sat.1-Sendung "Schwer verliebt" festgestellt.

Eine Frist habe die NLM RTL für die Bereitstellung des Vertrags aber nicht gesetzt. "Uns wurde telefonisch signalisiert, dass das zeitnah passieren wird", sagte Fischer weiter. Bislang hatte ein RTL-Sprecher in der Sache nur mitgeteilt: "Wir werden uns die Sendung anschauen und bei Bedarf mit dem Produzenten austauschen." Dann werde man den Fall auch kommentieren.

Mit Material von dpa.

(hebu)
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