Berlin Von Staatstreue und Widerstand

Berlin · Die Serie "Weissensee" um eine Ostberliner Familie taugt als gesellschaftspolitisches Lehrstück.

Eine Staffel, drei Tage, sechs Folgen: Das Erste zeigt ab heute die dritte Staffel der historischen Serie "Weissensee" in Doppelfolgen. Der Termin ist von der ARD bewusst gewählt worden, denn am 3. Oktober steht der 25. Jahrestag der Deutschen Einheit an. Darum geht es auch im dritten Durchgang der Serie, in deren Mittelpunkt wieder die Ostberliner Familie Kupfer steht. Im November 1989 sitzen alle gebannt vorm Fernseher, als Politbüromitglied Günter Schabowski auf die Frage eines Journalisten, wann die neuen Reiseregelungen in Kraft treten, seinen berühmten Holpersatz spricht: "Das tritt nach meiner Kenntnis . . . ist das sofort, unverzüglich."

Die Mauer ist auf, und Martin Kupfer (Florian Lukas) nutzt die Chance, nach seiner verloren geglaubten Tochter im Westen der Stadt zu suchen. Die westdeutsche Journalistin Katja Wiese (Lisa Wagner) hilft ihm dabei. Stasi-Offizier Falk Kupfer (Jörg Hartmann) sieht seine Welt zusammenbrechen und plädiert in der Machtzentrale für Gewalt gegen Demonstranten. Doch er muss an die Zukunft denken und greift zu radikalen Methoden.

Die Dissidentenszene begehrt auf, allen voran Dunja Hausmann (Katrin Sass), die in ihrem Engagement für die Bürgerrechtsgruppe aufgeht. Doch bevor ihr Stern aufgeht, erlischt er wieder: In einer westdeutschen Zeitung wird sie als inoffizielle Mitarbeiterin der Stasi geoutet. Ihre Freundin Vera (Anna Loos) trifft es wie der Schlag, als ihr Freund, der Pastor Robert Wolff, spurlos verschwindet. Man findet ihn tot - offensichtlich ein Suizid. Doch auch in diesem Fall spielt Fiesling Falk die Schlüsselrolle.

Ein starkes Stück Fernsehen hat die ARD mit der dritten Staffel abgeliefert. Denn die Serie taugt als gesellschaftspolitisches Lehrstück über die dramatischen Zeitläufe im Herbst 1989, sie taugt ebenso als intensive Familienstory, zerrissen, mit nicht lösbaren Widersprüchen, Unsicherheit und Liebe, und sie taugt daneben fast genauso gut als dichtes Kriminalspiel, denn die Machenschaften der Täter, die ihre Tentakeln bis in die Bürgerrechtsbewegung hinein gelegt haben, werden erst nach dem Mauerfall offensichtlicher.

"Weissensee", ARD, 20.15 Uhr

(dpa)
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