Mexiko-City Filmprojekt wird "El Chapo" zum Verhängnis

Mexiko-City · Mexikos geflohener Drogenboss führte Gespräche mit Filmstar Sean Penn. Das brachte die Polizei auf seine Spur.

Der weltweit mächtigste Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman liebt die große Bühne. Das dürfte ihm nun zum Verhängnis geworden sein. Wie die mexikanische Tageszeitung "El Universal" berichtet, habe ein Dokumentarfilmprojekt mit der mexikanischen Schauspielerin Kate del Castillo und US-Star Sean Penn zum Aufenthaltsort von Guzman geführt. Guzman hatte den prominenten Produzenten des Projektes ein ausführliches Interview gegeben, das nun das Magazin "Rolling Stone" veröffentlichte.

Vor allem die Gespräche mit Guzmans Anwalt und den prominenten Schauspielern machten es den Fahndern möglich, Guzman zu lokalisieren und dann festzunehmen. Wie das von Guzman geleitete mächtige Sinaloa-Kartell auf diese Entwicklung reagiert, bleibt abzuwarten. Guzmans Antworten in dem Interview sprechen für sich. "Nein, Sir", beantwortet er die Frage, ob er ein gewalttätiger Mensch sei. Für die vielen Tausend Opfer des mexikanischen Drogenkrieges ist das allerdings ein Schlag ins Gesicht. Er selbst habe Drogen mal ausprobiert, verwende sie aber seit Jahren nicht mehr. "Drogen zerstören", sagt Guzman, der auch schon über seinen Tod nachgedacht hat: "Eines Tages werde ich sterben. Ich hoffe aus natürlichen Ursachen."

Guzman war am Freitag in einem zweitklassigen Hotel in der Kleinstadt Los Mochis an der mexikanischen Pazifikküste festgenommen worden. Bei dem Feuergefecht mit den Behörden kamen fünf seiner Mitstreiter ums Leben. Ins Netz gingen der Polizei auch sechs weitere wichtige Helfer Guzmans, darunter auch der "Tunnelbaumeister", der den spektakulären unterirdischen Gang für die letzte Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis anlegte.

Penn berichtete dem Magazin "Rolling Stone" von dem Treffen: Er habe mit Privatjets und nach einer siebenstündigen Fahrt auf einem Lastwagen durch Bergdschungel das Versteck des Gesuchten erreicht. Sie hätten sieben Stunden mit Guzman gegessen und getrunken, bis der gegen 4 Uhr früh mit seinen Männern abgezogen sei. Penn und seine Begleiter gingen schlafen. Er bat Guzman nach eigenen Worten um ein Foto mit Handschlag als Beweis. Auf dem Sofa gegenüber habe ein M16-Sturmgewehr gelegen. Bei diesem ersten Treffen habe er um ein formales Interview gebeten. Doch weil Fahnder der US-Drogenbehörde DEA den Schauspielern auf der Spur gewesen seien, habe Guzman per Video geantwortet.

In diesem Interview liefert Guzman ein Geständnis ab, das ihm nach seiner wahrscheinlichen Auslieferung in die USA zum Verhängnis werden könnte. Er bestätigt darin, dass er der größte Drogenhändler der Welt sei: "Niemand hat mehr Drogen geliefert als ich." Diese Aussagen werden den Richtern den Nachweis der juristischen Schuld erleichtern.

Staatsanwältin Arely Gómez hatte zuvor erklärt, Guzman habe sich in einer Art Casting-Phase befunden. Diese Treffen hätten die Ermittler auf seine Spur gebracht. Geplant war nach ersten Ermittlungsergebnissen eine Autobiografie, die Guzmans Leben so zeigen wollte, wie er es gerne gesehen hätte.

(RP)
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