Ronald Schill und der "Big Brother"-Container Der Absturz des "Richter Gnadenlos"

Hamburg · Als Richter in Hamburg erhielt er den Beinamen "Gnadenlos", seine politische Karriere endete jäh mit einem Erpressungsversuch. Doch der wirkliche Absturz von Ronald Schill begann erst, nachdem ein Koks-Video von ihm auftauchte. Mit seinem Einzug in den "Promi Big Brother"-Container dürfte das Abtauchen in die politische Bedeutungslosigkeit endgültig besiegelt sein.

Schon als Richter sorgte Ronald Schill in Hamburg für Schlagzeilen. Seine harten Urteile als Strafrichter waren gefürchtet, später wurde er Amtsrichter, wurde zwischenzeitlich sogar wegen Rechtsbeugung zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er eine Haftbeschwerde verschleppt hatte.

Schill selbst sah das damals als Kampagne gegen ihn und seine politischen Beschwerden an. Und auch heute noch spricht er von seinen "Feinden", die ihn "auf unsaubere Art und Weise auszuschalten" versuchten, wie er in seinem Buch schreibt, das am Montag erscheint und aus dem die "Bild"-Zeitung vorab Auszüge veröffentlicht. Doch letztlich war es Schill selbst, der sich und seine politischen Ambitionen zu Fall brachte.

Der Erpressungsversuch und das Koks-Video

Dabei hatte er mit seiner Schill-Partei bei der Bürgerschaftswahl 2001 überraschend 19,4 Prozent der Stimmen geholt und bildete mit der Union und der FDP eine Koalition. Für Schill begann die Zeit als Innensenator, in der er vor allem durch seinen knallharten Kampf gegen Drogen von sich reden machte. Doch der Versuch, den damaligen Oberbürgermeister Ole van Beust mit seiner Homosexualität zu erpressen, ging letztlich schief.

Von Beust warf ihn 2003 aus der Regierung, irgendwann trennte sich auch seine eigene Partei von ihm. Der Versuch, mit einer neuen Partei nochmal in die Bürgerschaft zu kommen, scheiterte. Der Abstieg des früheren "Richter Gnadenlos" begann. Schill floh nach Brasilien, doch als er 2007 zurückkehrte, schloss er ein politisches Comeback nicht aus. Daraus wurde nichts, denn mit seiner Rückkehr machte auch ein Video die Runde, das Schill beim Koksen zeigte.

Seither war es ruhig um ihn geworden. Nun erscheint er wieder auf der Bildfläche — allerdings als Kandidat im "Promi Big Brother"-Container, jener Sendung, in der sich vor allem C-Promis die Klinke in die Hand geben und hoffen, doch noch ein wenig ihres früheren Ruhmes zurückzuerhalten. Die Sendung startet am heutigen Freitag, das Buch erscheint am Montag — Zufall?

Promotion für sein Buch?

In dem Buch mit dem Namen "Der Provokateur" jedenfalls zeigt Schill seine Sicht der Dinge, wie in den Vorabveröffentlichungen der "Bild"-Zeitung zu lesen ist. Und er behauptet darin auch, dass er entgegen aller Gerüchte sein erstes Koks erst in Brasilien genommen habe. "Also zog ich mir nun endlich das sagenhafte Zeug in die Nase, das man mir schon so lange angedichtet hat", schreibt er dort.

Es ist die letzte Abrechnung des abgestürzten Hardliners. Die Verkaufszahlen dürfte sein Auftritt bei "Promi Big Brother" sicherlich steigern, denn auch im Container wird er sicherlich noch die eine oder andere "Beichte" ablegen. Mehr als diese fünf Minuten Ruhm kann Schill sicherlich auch nicht mehr erwarten.

(das)
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