Silvester 2016 NRW-Minister warnt vor illegalen Böllern

Düsseldorf · Rund 133 Millionen Euro werden die Deutschen in diesem Jahr für Feuerwerk ausgeben. Etliches davon stammt aus ungeprüften Quellen – und kann enorme Sprengkraft entfalten.

Rund 133 Millionen Euro werden die Deutschen in diesem Jahr für Feuerwerk ausgeben. Etliches davon stammt aus ungeprüften Quellen — und kann enorme Sprengkraft entfalten.

Drei Tage lang dürfen in Deutschland Böller und Raketen verkauft werden — heute geht's los. Nach Schätzung des Verbands der pyrotechnischen Industrie (VPI) in Ratingen werden voraussichtlich rund 133 Millionen Euro fürs Silvester-Feuerwerk ausgegeben, ebenso viel wie im Vorjahr.

Im Trend liegen nach Angaben des Verbands weiterhin sogenannte Batterie- oder Verbundfeuerwerke, die nur einmal angezündet werden müssen und dann zahlreiche Effekte abfeuern. "Sound- und Lichteffekte faszinieren die Verbraucher mittlerweile mehr als nur ein einzelner Knall", so der VPI-Geschäftsführer Klaus Gotzen.

Der kann es allerdings in sich haben. NRW-Arbeitsminister Rainer Schmeltzer (SPD) warnt davor, illegale Böller im Internet oder im Ausland zu kaufen. "Jedes Jahr kommt es zu schweren Unfällen, bei denen Menschen Augenlicht, Hörvermögen oder Hände verlieren", erklärte Schmeltzer. Nicht zugelassene Feuerwerkskörper abzufeuern, sei nicht nur gefährlich, sondern auch verboten.

Wer einen Sprengsatz beispielsweise mit Hilfe einer Anleitung aus dem Internet baut, macht sich strafbar. Denn dabei kann die Strengkraft unter Umständen ungeahnte Ausmaße entfalten und so große Schäden anrichten. Explosionsstoffe unterliegen dem Sprengstoff- und dem Waffengesetz. Darauf macht die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) aufmerksam. Bei einem entsprechenden Vergehen kann eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren drohen.

Strafbar macht sich auch derjenige, der gegen das Zoll- und Sprengstoffrecht verstößt — also etwa ungeprüfte oder in Deutschland nicht zugelassene Böller kauft, weitergibt oder sie anzündet. Dann drohen Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren oder Geldstrafen bis zu 50.000 Euro.

Illegales Feuerwerk kommt nach Angaben des Ministers meist aus China und gelangt über Tschechien und Polen nach Deutschland. Dort werde es auf Märkten verkauft oder über das Internet angeboten. Diese Feuerwerkskörper enthielten oft viel zu viel Explosivstoffe oder statt Schwarzpulver noch gefährlicheren Sprengstoff, hieß es. Teilweise würden sogar Profiböller angeboten, die ein Auto in die Luft jagen könnten. "Wer illegale Böller benutzt, riskiert seine Gesundheit, wenn nicht sogar sein Leben", sagte Schmeltzer.

"Ein CE-Zeichen ist Pflicht"

Der Minister empfiehlt, nur geprüfte entsprechend gekennzeichnete Feuerwerksartikel zu kaufen. Diese seien am BAM-Prüfsiegel der Bundesanstalt für Materialforschung oder einem CE-Kennzeichen zu erkennen, hieß es. "Ein CE-Zeichen ist Pflicht", erklärt Klaus Gotzen vom Verband der pyrotechnischen Industrie. Hinter dem Zeichen steht eine vierstellige Nummer. Auch das Kürzel F2 ist auf dem Knaller zu sehen.

F2 ist die Feuerwerkskörper-Kategorie, in die Böller und Raketen fallen, die zwischen 29. und 31. Dezember verkauft werden dürfen. Diese Kategorie bedeutet "geringe Gefahr". Wer seine Knaller und Raketen in Supermärkten oder Drogerien kauft, könne fast hundertprozentig sicher sein, dass er geprüfte Produkte bekommt, sagt Gotzen.

Minister Schmeltzer rät insgesamt zu umsichtigem Verhalten. Vor dem Abbrennen des Feuerwerks sollten die Hinweise gelesen und die nötigen Sicherheitsabstände eingehalten werden. Raketen und Fontänen sollten niemals unter Bäumen, Laternen oder Vordächern gezündet, sondern von einer frei stehenden "Abschussrampe" aus gestartet werden. Blindgänger sollten nicht erneut angezündet werden.

Unfälle häufig in Kombination mit Alkohol

Während der Knallerei sollten zudem die Fenster und Türen der Häuser geschlossen bleiben. Vor Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- oder Altersheimen ist das Zünden von Böllern und Raketen grundsätzlich untersagt. Mit einem Video bittet die Gewerkschaft der Feuerwehr zudem um mehr Respekt für Rettungskräfte. "Spätestens zum Jahreswechsel werden Einsatzpersonal von Feuerwehr und Rettungsdienst wieder zur Zielscheibe von Raketen und Böllern", berichtete die Gewerkschaft aus leidiger Erfahrung. "Respekt — ja, bitte" lautet der Appell von Einsatzkräften, die in dem kurzen Film von einschlägigen Situationen berichten.

Unfälle mit Feuerwerkskörpern passieren häufig in Kombination mit Alkohol, der nicht nur Jugendliche leichtsinnig macht. "Es muss ja nicht die Null-Promille-Grenze sein, aber wie beim Autofahren gilt: Besser andere an das Steuer — also an die Zündschnur — lassen, wenn man getrunken hat", sagt Rainer Weiskirchen, Fachmann für Produktsicherheit bei TÜV Rheinland. Verantwortungsvoll handelt laut dem Experten, wer in seiner Umgebung alkoholisierten Personen das Zünden von Feuerwerksprodukten untersagt. Um Bränden und Verletzungen vorzubeugen, seien vor allem umsichtige Erwachsene gefragt.

Umsicht sollte man auch im Umgang mit Haustieren walten lassen. Hunde und Katzen sollten im Haus einen Rückzugsort haben, an dem sie sich sicher fühlen, rät der Tierschutzbund. Bei geschlossenen Fenstern und heruntergelassenen Rollos seien die Auswirkungen des Feuerwerks auf die Tiere meist schon weniger dramatisch.

mit Agenturmaterial

(RP)
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