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Eisbären werden in der Arktis zu Eierdieben

Eigentlich frisst der Eisbär vor allem größere Flossentiere, also Robben und Walrösser. Doch jetzt hat er es auch auf die Eier von Gänsen und Enten abgesehen, wie der Freiburger Biologe Benoit Sittler herausgefunden hat. Dadurch ist das Öko-System gefährdet.

An einigen Stellen frisst der größte aller Bären bis zu 90 Prozent des gesamten Eierbestands. Gegenwehr erlebt er dabei fast nie, denn mit seinen durchschnittlich 500 Kilogramm Körpergewicht ist er beeindruckend genug, um die Elternvögel in die Flucht zu schlagen. Trotzdem stellt sich die Frage, warum er von Robben und Walrössern auf Eier umgestiegen ist. Denn die haben zwar den Vorteil, dass sie nicht weglaufen können, doch dafür liefern sie dem Bären viel weniger Energie. Deshalb muss er viele Nester plündern, um satt zu werden. Der Klimawandel zwingt ihn dazu, Eier zu klauen, vermutet Sittler.

Denn durch die Temperaturerhöhung der letzten Zeit ist das Packeis stark zurückgegangen. So findet er jetzt weniger Luftlöcher in der Eisfläche, an denen er sich die zum Atmen auftauchenden Robben schnappen kann. "Der Eisbär kommt auf seinen Frühjahrswanderungen durchschnittlich 30 Tage früher in Spitzbergen und Ostgrönland an als vor 15 Jahren", erklärt der Forscher.

Außerdem merkt der Eisbär sich, wo er besonders gute Eiererträge hatte, um dann im nächsten Jahr zielsicher zur gleichen Stelle zurückzukehren. Für die betroffenen Vögel ist das ein Problem. "Es ist denkbar, dass sie mit der Zeit auf Inseln ausweichen, die für Eisbären nicht zugänglich sind", sagt Sittler. "Doch viele Orte mit guten Brutbedingungen gibt es nicht." Durchaus möglich, dass der veränderte Speiseplan des Bären das ökologische Gefüge aus dem Ruder bringt.

Andererseits könnte er diese verhängnisvolle Entwicklung durch seine Gefräßigkeit auch selbst wieder stoppen. Denn je größer sein Appetit auf Eier, desto weniger Vögel wird es demnächst geben, die ihm weitere Eier liefern können. Möglich, dass der Eisbär sich dann wieder nach Alternativen für seine Speisekarte umschauen wird. Dafür kämen auch Siedlungen mit vollen Mülltonen in Frage. Auch vor Menschen hat er im Unterschied zu seinen Artgenossen keine Angst.

(RP)
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