Düsseldorf Lärm macht nicht nur krank, sondern auch dick

Düsseldorf · Eine Studie aus Schweden zeigt einen Zusammenhang zwischen Lärmpegel und Hüftumfang.

Dass ein Leben in der lärmenden Großstadt die Infarktrate erhöht, ist schon länger bekannt. Doch schwedische und norwegische Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass es auch die Fettpolster an den Hüften anschwellen lässt.

Das skandinavische Forscherteam hat über 5000 Menschen untersucht, die in Stockholm oder auf dem Land rund um die schwedische Hauptstadt wohnen. Dabei wurde nicht nur die Körperfülle und Fettverteilung ermittelt, sondern auch die Lebensbedingungen und hier vor allem die Lärmsituation der Probanden.

Das Ergebnis: Jedes Fünf-Dezibel-Intervall über dem Normallevel von 45 Dezibel stand für 0,2 Zentimeter mehr Hüftumfang. Wer an einer größeren Hauptstraße mit rund 80 Dezibel wohnte, hatte 1,4 Zentimeter mehr auf den Hüften - und gerade die Frauen lagen sogar oft über diesem Durchschnittswert.

Es gibt also eine dosisabhängige Beziehung zwischen Lärmpegel und Hüftumfang. Was ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass auch wirklich der Lärmpegel, und nicht irgendwelche andere Faktoren des Stadtlebens den Fettaufbau anregen. Als Ursache vermutet Studienleiter Bente Ofdedal vom Institut für Public Health in Oslo, dass Dauerlärm von den Menschen als Stress empfunden wird, der zu Änderungen des Stoffwechsels führt.

"So wird beispielsweise die Ausschüttung von Cortisol gesteigert, das gerade in der Mitte des Körpers zur Fettbildung beiträgt", erklärt Ofdededal.

Vermutlich handelt es sich bei diesen Mechanismen um ein Erbe aus der Steinzeit, in der die Anhäufung von Depotfett eine probate Antwort auf Stress war, insofern der ja meistens darin bestand, dass man nur wenig zu essen hatte. Dieser Mechanismus besteht bis heute. Nur dass eben der moderne Stress viel breiter angelegt ist und auch durch nervtötende Dauerbeschallungen ausgelöst wird.

Die skandinavischen Wissenschaftler betonen, dass ihre Studie lediglich belegt, dass Lärm zu runderen Hüften führt. Ob man allerdings umgekehrt wieder abspecken kann, indem man sich neue Iso-Fenster für den Schallschutz einbauen lässt oder sogar aufs Land zieht, ist damit nicht gesagt.

Denn wenn Fettgewebe erst einmal längere Zeit da ist, hat es der Körper als Teil von sich akzeptiert - dieser Effekt macht Abspecken ohnehin so schwer.

(RP)
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