Lactase spaltet den Milchzucker auf. Erst nach der Spaltung können die entstandenen Monosaccharide durch die Dünndarmwände ins Blut gelangen. "Wird der Milchzucker nicht aufgespalten, gelangt er in den Dickdarm und wird von den Darmbakterien verstoffwechselt", erläutert der Internist. Das führt zu Blähungen, Durchfall und Übelkeit.

Milchzucker wird heute sehr vielen Lebensmitteln beigefügt. Ursprünglich kam er jedoch nur in der Muttermilch von Säugetieren vor. Deswegen bilden erwachsene Menschen - wie alle anderen Säugetiere - ursprünglich keine Lactase.

Erst mit der Domestizierung von Nutztieren begannen auch Erwachsene, Milch zu trinken. So bildete sich die Fähigkeit heraus, auch im Erwachsenenalter Lactose zu verdauen - allerdings vornehmlich bei Europäern.

Genetisch bedingter Mangel

"Lactasemangel ist genetisch bedingt", erläutert Professor Michael Krawinkel von der Universität Gießen. Das Gen dafür kommt in unterschiedlichen Ethnien unterschiedlich oft vor. Drei Viertel der Menschheit - seien es Afrikaner, Asiaten oder Indianer - vertrügen keine Milch, weil sie nicht genügend Lactase bildeten. Das sei jedoch keine Krankheit oder Allergie. "Das Vorhandensein von Lactase beim Erwachsenen ist eher die Ausnahme als die Regel", betont der Ernährungswissenschaftler.

Milchkonsum ist eine Besonderheit der Europäer und ihrer Nachfahren in Nordamerika, Australien und Südafrika. "In Asien vertragen je nach Region zwischen 84 und 100 Prozent der Bevölkerung keine Milch", sagt Krawinkel. Chinesen, Koreaner und Thailänder sind nicht auf Milch als Kalziumspender angewiesen: Sie essen viel kalziumhaltiges Blattgemüse und Sojaprodukte.

Auch in Europa verträgt etwa jeder zehnte keine Milch. Die Häufigkeit nimmt nach Süden hin zu. Während unter Skandinaviern kaum Lactose-Intoleranz Auftritt, liegt sie unter Südeuropäern bei zirka 30 Prozent.