Schweizer Experten finden radioaktive Spuren Arafat womöglich mit Polonium vergiftet

Doha · Der vor acht Jahren verstorbene Palästinenserpräsident Jassir Arafat könnte laut einem Fernsehbericht an einer Polonium-Vergiftung gestorben sein.

Proben aus persönlichen Gegenständen Arafats, die nach seinem Tod an seine Witwe übergeben worden waren, hätten eine erhebliche Konzentration des radioaktiven Stoffs aufgewiesen, sagte der Schweizer Experte François Bochud am Dienstag in einer Dokumentation des arabischen Senders Al-Dschasira.

Die Proben stammten laut dem Leiter des Instituts für Strahlenphysik an der Universität von Lausanne von Arafats Haaren, der Zahnbürste, Urinspuren auf der Unterwäsche und einem Blutfleck auf einer OP-Haube des Palästinenserführers, die seiner Witwe Suha nach seinem Tod im Militärkrankenhaus von Percy bei Paris übergeben wurden.

Die gemessenen Konzentrationen an Polonium seien "viel höher als erwartet", sagte Bochud in dem Dokumentarfilm. Der radioaktive Stoff sei nur "Leuten zugänglich, die sich für Atomwaffen interessieren oder sie bauen".

Mit der hochgiftigen Substanz war zwei Jahre nach Arafats Tod auch der frühere russische Spion Alexander Litwinenko in einem Londoner Hotel ermordet worden. Arafat war im Herbst 2004 in seinem von der israelischen Armee belagerten Hauptquartier in Ramallah erkrankt. Da sich sein Zustand schnell verschlechterte, wurde er in das Militärkrankenhaus im Süden von Paris gebracht, wo er am 11.
November 2004 im Alter von 75 Jahren verstarb.

Arafats genaue Todesursache ist bis heute unklar. Da die betreuenden Ärzte keine genaue Ursache nannten, verdächtigten die Palästinenser damals Israel, Arafat vergiftet zu haben. Eine palästinensische Untersuchung fand jedoch ein Jahr später dafür keine Hinweise.

Um den Verdacht der Polonium-Vergiftung zu erhärten, müsste Arafats Witwe Suha die Leiche des Palästinenserführers exhumieren und eine Probe entnehmen lassen, sagte Bochud. Sollte er tatsächlich vergiftet worden seien, müsste sein Körper eine hohe Konzentration Polonium aufweisen. Nach den Worten des Schweizer Gerichtsmediziners Patrice Mangin reichen die bisherigen Laboranalysen und die Informationen aus seiner Krankenakte nicht aus, um Rückschlüsse auf die genaue Todesursache zu ziehen. Dafür seien weitere Untersuchungen nötig.

Arafats Witwe kündigte an, sie werde bei der Palästinenserbehörde die Exhumierung ihres in Ramallah bestatteten Mannes beantragen. Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat forderte die Bildung eines internationalen Untersuchungskomitees ähnlich wie nach dem Mordanschlag auf den früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri. Dagegen kommentierte der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Jigal Palmor, die Aussagen der Dokumentation mit den Worten: "Könnte Lächerlichkeit töten, dann wäre diese Reportage die Hauptverantwortliche.".

(AFP)
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